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Arnold Janssen, Gedanken zur Aus- und Weiterbildung

Josef Alt, SVD


  1. Notwendigkeit
  2. Wissenschaft
  3. Sprach- und Sprechfähigkeit
  4. Belehrung und Schulung der Oberen und Lehrer
  5. Einführung der Neuen
  6. Lebensführung
  7. Einübung in die „Ars moriendi“
  8. Lernen von der „Konkurrenz“

In der Regel der Steyler Missionare heißt es in der Konstitution 520: „Wandlungen in Welt und Kirche, in Wissenschaft und Theologie sowie Entwicklungen in den einzelnen Lebensphasen verlangen von jedem Mitbruder und von jeder Kommunität ständiges Studium, fachliche Fortbildung und lebenslanges Reifen.“ Im Folgenden soll den Gedanken Arnold Janssens über diesen lebenslänglichen Lern- und Einübungsprozeß nachgegangen werden.[1]

1. Notwendigkeit

Mit dem Hinweis auf diesen Prozeß tröstete Arnold Janssen einen Mitbruder:[2] „Ich weiß, wie gut Sie es meinen, aber ich weiß auch, daß wir alle lernen müssen, solange wir im sterblichen Fleische wandeln.“ Und ein andermal schrieb er:[3] „Wir sind ja auch alle da, um von Jahr zu Jahr zu lernen, und hauen wir mal daneben, so ist das ja nicht so schlimm, sobald wir es einsehen, uns deswegen demütigen und in Zukunft es besser zu machen suchen.“

Er vertraute seinen Untergebenen, und dies ließ ihn immer wieder ein Wort der Ermutigung und des Trostes finden. Einem jungen Oberen machte er klar:[4] „Da Sie noch jung sind, können Sie unmöglich schon ein perfekter Oberer sein, müssen aber suchen, es mehr und mehr zu werden und zu diesem Zwecke auch die Unannehmlichkeiten verwenden, die Sie mit Ihren Untergebenen haben. Ich habe es mir stets zum Grundsatze gemacht, wenn ich solche hatte, die Schuld nicht bloß an ihnen, sondern auch an mir zu suchen. […] Weder in der Welt noch in einer Genossenschaft gibt es viele bereits in allem fertige durchgebildete Leute. Einem Oberen aber liegt die Pflicht ob, sich selbst für sein Amt immer mehr zu bilden und ebenso die Untergebenen, deren Leitung ihm anvertraut ist. Von diesem Gesetze waren selbst die hl. Apostel nicht ausgeschlossen.“ Arnold Janssen konnte scherzen: Jugend könne zwar ein Fehler sein, aber es sei der einzige Fehler, der ganz sicher Tag für Tag abnehme.[5]

Der Generalsuperior greift zum Vergleich, um die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer gründlichen Ausbildung herauszustellen:[6] „Ein Roß, das sich zügeln läßt, ist ein edles Tier; so geht es dem Menschen, welcher den Zügel der göttlichen und menschlichen Ordnung beachtet. Tut er das nicht, so wird er zum wilden Renner und Durchgänger, mit dem nichts rechtes anzufangen ist.“ Bei allem Vertrauen in die göttliche Führung und Inspiration hielt er fest:[7] „Nun, wenn wir das Unsrige getan, können wir Gott dem Herrn getrost das Übrige überlassen.“

Vor allem setzt er auf Ehrlichkeit und Selbsterkenntnis, so in einem Brief an den Oberen in Argentinien:[8] „Wollen Sie darum einerseits darauf hinzuwirken suchen, daß alle Patres, Brüder und Schwestern, das mehr und mehr lernen, was ihnen noch fehlt und andererseits, daß das nicht gering geschätzt werde, was sie Gutes und Gediegenes an und in sich haben.“

2. Wissenschaft

Wenn man die Auseinandersetzung im Frühjahr 1876 über die Pflege der Wissenschaft als zweites Ziel der Gesellschaft betrachtet, dürfte man mit Recht erwarten, daß dem in der weiteren Entwicklung zur Zeit Arnold Janssens entsprochen worden wäre. Doch dem war nicht so. Nur auf drei Gebieten wurde zur Zeit des Ordensgründers Wichtiges geleistet: Geologie, Sprachwissenschaft mit Ethnologie und Missionswissenschaft. Die damit verbundenen Namen sind P. Damian Kreichgauer,[9] P. Wilhelm Schmidt[10] und P. Friedrich Schwager.[11] Der apologetische Einschlag für diese Forschungen in den Augen Arnold Janssens und dementsprechend in seinen Forderungen ist dabei nicht zu übersehen.

Zur Philosophie und Theologie gab er folgende Erklärung ab:[12] Seit dem I. General-Kapitel 1884/86 wurde eine zweijährige Philosophie und eine vierjährige Theologie eingeführt. „Das erste Jahr der Theologie war aber nur mit einigen und leichten theo­logischen Studien bedacht und hauptsächlich den aszetischen Übungen des ersten strengen Noviziatsjahres gewidmet. Wichtig wurde auch die Einführung von Fakultativ­fächern während der höheren Studien. Dieselbe fand statt zu Ostern 1895 in erhöhtem Maße. Es wurde zugleich festgesetzt, daß jeder den Freifachkursus, den er erwählt, auch bis zum Ablauf desselben zu folgen hätte.“ Die Fakulta­tivfächer waren sprachlichenr, wissenschaft­licher und praktischer Natur. Daneben hatte der eine oder andere auch sein Hobby. Dafür wurde die Warnung aufgestellt: „Achthaben auf die Steckenpferde, damit sie keine Löwen werden.“[13]

Für die Ausbildung geeigneter Lehrer wurden mehrere Priester auf deutsche Universitäten geschickt, so nach Innsbruck und Bonn zum Studium der Chemie und Geologie, nach Bonn, Berlin und Wien für Naturwissenschaften und Sprachwissenschaften. In Wien wurde Ingenieur- und Baukunde und Mathematik studiert. Die Dozenten der Philosophie und Theologie wurden in Rom geschult. Dafür wurde 1888 das Kolleg St. Raphael gegründet. Ein Jahr vor der Eröffnung St. Gabriels wurden von den vier Neupriestern des Jahres 1888 drei nach Rom für ein Spezialstudium bestimmt.[14]

Doch muß hinzugefügt werden, daß von den Studenten für die weltlichen Fächer keiner ein volles Studium, geschweige denn einen akademischen Grad erwerben durfte. Sie sollten sich vor allem die für das jeweilige Fach spezifische Methode in Seminarien aneignen, die normalen Vorlesungen konnten dafür geschwänzt werden. Dafür gab es ja die Handbücher. Einem solchen Studenten gab er zu bedenken:[15] „Bei der Auswahl der Fächer würde ich wünschen, daß Sie sich folgende Fragen vorlegten: welches sind die Fächer, für die ich hier an der Universität zugleich mit dem Studium jene Hilfsmittel finde, die ich dafür bedarf und die mir später wohl nicht mehr in der Weise zustehen werden? Für vieles andere tut man besser, statt täglich in die Vorlesungen zu gehen, wo man doch nur bald wieder verfliegende Eindrücke empfängt, wenn man sich für das Kollegiengeld Bücher erwirbt, die über das betreffende Fach handeln.“ Bei den Studien in Rom herrschte das Gegenteil vor.

Die richtige Methode und die richtigen Prinzipien standen für Arnold Janssen an vorderster Stelle. In einem Vortrag in St. Gabriel führte er aus:[16] „Im Weiterstudium ist natürlich mit guter Überlegung vorzugehen. Nicht jedes Studium ist nützlich. Manches ist nur unnütze Zeitverschwendung. - Nützlich ist: a) Was besseres Verständnis gibt. b) Was die Freude am hl. Glauben vermehrt. c) Was neue Waffen gegen die Kirchenfeinde in die Hand gibt. - Schädlich ist: a) Was nur eitler Neugierde dient. b) Was der Kritisiersucht Nahrung gibt. c) Was unreine Vorstellungen weckt und nährt.“

Für die Pastoralarbeit empfahl er, vor allem beim hl. Gregor dem Großen (590-604) in die Schule zu gehen. Er gesteht, selbst von ihm gelernt zu haben. Für dessen großes Papstjubiläum 1904 hatte er einen Artikel für die Hl. Geist-Beilage im Steyler Mis­sions­boten geschrieben.[17] „Ich wurde dadurch veranlaßt, seine Briefe etwas näher kennen­zulernen. Welch ein Geist der Klugheit und Milde! [...] Auch seine regula pastoralis ist höchst lehrreich; und kann ich nicht umhin, Ihnen dieselbe zum genaueren Studium zu empfehlen. Sie werden ohne Zweifel großen Nutzen daraus schöpfen. […] Bitten Sie Gott den Herrn, daß Er Sie dasjenige lehren wolle, was Sie noch nicht so gut verstehen.“ Er zitierte aus der Regel den Spruch[18] „Ars artium est regimen animarum. – Die Seelenführung ist die Kunst der Künste.“

Das Weiterstudium sollte auch in schwieriger Lage erfolgen. Als während der Boxerkämpfe die Missionare in Tsingtao zusammengezogen wurden, gab ihnen Arnold Janssen den Befehl:[19] „Und wenn Sie, in Tsingtao versammelt, Mangel an seelsorglicher Arbeit haben, so benutzen Sie die Ihnen gewährte Muße zum Studium derjenigen Dinge, die am nötigsten sind, namentlich der Moral, Dogmatik, Rubriken des Brevier und Missale und anderer wichtiger Teile der kirchlichen Gesetzgebung. [...] Wenn aber größere Muße vorhanden ist, so empfehle ich, daß 1, 2 oder 3mal die Woche gemeinsame Konferenzen über Casus aus der Moral statthaben mögen. [...] Da gegenwärtig in Tsingtao auch Mangel an Büchern sein wird, so werde ich Schritte tun, passende theologische und aszetische Bücher zu übersenden.“ Kurz darauf erinnerte er nochmals daran und vor allem an die Büchersendung:[20] „Haben Sie in Tsingtao schon Bücher bekommen? Ich habe diesen Sommer unverzügliche Schritte dazu getan und eine gute Reihe aszetischer und wissenschaftlicher Werke anschaffen lassen. P. auf der Heide sagt, es seien schon 5 Kisten abgegangen.“ Doch ähnliche Gedanken finden sich schon 15 Jahre vorher, als in den Jahren des Anfangs Gefahren drohte:[21] „Es müßte alsdann aber die Zeit der Verbannung besonders für Studien, namentlich des Chinesischen, und religiöse Übungen ausgenutzt werden, und erwarte ich alsdann genauen Bericht darüber, was die einzelnen Mitbrüder machen.“

Im 19. Jahrhundert konnten sich nur wenige bei Krankheit oder Unfall die nötige medizinische Hilfe leisten. Arnold Janssen suchte den ausreisenden Missionaren ein Grundwissen zu vermitteln. Es legte sich nahe, hier ein wichtiges Arbeitsgebiet für die Missionsschwestern zu sehen. Als sich die ersten Schwestern für Argentinien auf ihre Reise vorbereiteten, äußerte Arnold Janssen dazu:[22] „Was die Bestimmung unsrer Missions­schwestern angeht, so muß mit der Zeit für Heranbildung in allem gesorgt werden, was in den Missionen nötig ist, also auch im Krankendienste.[23] Ich hoffe, daß auch dieses mit Gottes Hilfe gelingen wird, wenn bisher in dieser Beziehung auch noch fast nichts geschehen ist. Ich hoffe aber, auch in dieser Beziehung im Laufe dieses Jahres Hand ans Werk legen zu können.“

Interessant war auch die Ausbildung von Schwestern zu Hebammen zu einer Zeit, da ein solcher Einsatz äußerst selten war. So schrieb Arnold Janssen an den Oberen von Argentinien:[24] „Da dringende Bitten aus Afrika kamen, es wäre nötig, daß einige Schwestern von der Geburtshilfe etwas lernten, und ähnliche Bitten schon früher aus Marienthal kamen, so habe ich vier Schwestern nach Köln in die Hebammenschule geschickt, die gegen Weihnachten ihren Kursus vollenden.[25] […] Es würde dann gut sein, daß sie dort 1-2 brave Frauen selbst im Hebammendienst unterrichte, damit diese später in ihre Dienstleistung eintreten und sie sich alsdann für Marienthal zurückziehen kann. In der Diözese Metz ist ein weiblicher Orden, der sich eigens mit diesen Dienstleistungen abgibt,[26] die in bezug auf die Nottaufe ja so wichtig sind.“ Angeregt wurde der Versuch durch den Oberen der Mission Togo, P. Franz Müller. Zu ihm sollen die Eingeborenen gesagt haben:[27] „Entweder können oder wollen eure Schwestern unsren Frauen nicht helfen. In beiden Fällen ist es besser, zu den [evangelischen] Diakonissen zu gehen, die helfen können und wollen.“ Von einer Geburtshilfe durch Steyler Schwestern trotz Ausbildung einiger Schwestern ist nichts bekannt. Der Obere in Argentinien erklärte sogar,[28] es sei schon ein theoretischer Unterricht über Geburtshilfe durch eine Schwester unmöglich, geschweige denn eine praktische Hilfe.

Auch unter den Missionsbrüdern gab es einige, die sich in der Heilkunde auskannten und betätigten. Bei manchen medizinischen Themen in den Büchern war Arnold Janssen aber sehr restriktiv. So gab er Provinzial Freinademetz die Anordnung:[29] „Was medizinische Bücher angeht, so findet man überall auch Geschlechtskrankheiten behandelt. Es ist dieses nun nicht gerade immer so schlimm, wenn kein gewisser Reiz damit verbunden ist. Trotzdem pflege ich zu verordnen, daß die Partie über Geschlechtskrankheit nicht mitgebunden, sondern einfach entfernt oder beim Einbinden fortgelassen und verbrannt oder verschlossen werde. War das Buch aber schon gebunden, so kann man 2 ordentliche Löcher durch die betreffenden Seiten machen und einen Faden durchziehen, dessen Enden man verknüpft und versiegelt, so daß das Betreffende ohne Zerstörung des Siegels nicht gelesen werden kann. So gehört es sich, und so entspricht es der regularen Obsorge der Vorgesetzten über die Untergebenen. Wer einen guten Geist hat, wird das für recht befinden und als solches anerkennen.“

Eine Gruppe von Büchern war Arnold Janssen suspekt geworden, nämlich die Werke von Hermann Schell (1850-1906). Ihnen vor allem schob er eine Verwirrung zu in puncto Gehorsam und Ehrfurcht gegenüber den Obern. Diese Bücher hätten „mancherlei Aufregung im Hause verursacht“.[30] Auch aus anderen Missionen liefen ähnliche Klagen ein. Arnold Janssen erließ für Argentinien sogar den Befehl, die Schell’schen Bücher von den einzelnen Patres einzufordern und sie aus dem Verkehr zu ziehen. Arnold Janssen hielt das Interregnum in den Jahren 1897 und 1898, wo es keinen richtigen Rektor in St. Gabriel gegeben hatte, für entscheidend, daß mancher junge Pater von den Schell’schen Ideen angesteckt worden sei. Die Folgerung war klar:[31] Der Obere müsse „möglichst klug und schonend ihn von diesem Ballast zu befreien suchen. [...] Deshalb müssen Sie auf die Patres der letzten Jahrgänge ein aufmerksames Auge werfen. Ich selbst habe das Übel zu spät erkannt und auf etwas energischere Weise erst seit einem Jahre dagegen gearbeitet.“ Arnold Janssen fürchtete:[32] „Das Kritisieren und Reden in Schell’scher Ausdrucksweise und Geiste ist allerdings eine üble Sache. Hilft mir Gott, so werde ich auch dagegen etwas zu tun suchen.“

3. Sprach- und Sprechfähigkeit

Ein wichtiges Motiv für eine vertiefte Erlernung der Sprache des Arbeitsgebietes ergab sich einmal aus der pastoralen Verantwortung, aber auch aus dem Bewußtsein, daß nur so das Land eine neue Heimat werden konnte. Darum sollten sich die Neuen in dem neuen Land bald heimisch machen. Hier sollten sie arbeiten und ein Leben lang bleiben. Einen Heimaturlaub gab es nur ausnahmsweise. Die Ausreise sollte angetreten werden in dem Bewußtsein und in der Absicht, die Heimat nicht wiederzusehen.[33]

Arnold Janssen wurde nicht müde, die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer gründlichen Sprachkenntnis einzuschärfen. Eindringlich konnte er die Sprachenfrage herausstreichen und die gute Erlernung der Landessprache betonen:[34] „Tun Sie dieses nicht, so werden Sie ewig Fremdlinge in dem Lande bleiben, worin Sie sind, und für Gott und Seine hl. Anliegen nicht das wirken können, was Sie sollen.“ Als gute Mittel empfahl er: 1. Die Unterhaltung in der Landessprache. 2. Die Lesung einheimischer Texte, so auch den Katechismus und das Neue Testament. 3. Die Anhörung von Lehr- und Schulvorträgen, Beiwohnung von Unterrichts­stunden, sowie Auswendiglernen.

Weil aber nicht alle gleich gut begabt waren, um vor allem das Chinesische zu erlernen, ergriff man gern die Gelegenheit, in andern Sprachräumen tätig zu werden. So war man 1886 bereit, sich in Norwegen zu engagieren.[35] „Norwegen läge uns vor der Türe. Viele wären nicht geeignet, Chinesisch zu lernen oder könnten die Hitze nicht ertragen; die norwegische Sprache sei eine Tochter der deutschen.“ Auch die Arbeit in Südamerika konnte ähnlich begründet werden:[36] „Zugleich habe ich auch die Mission in Südamerika beginnen müssen; denn es stellte sich heraus, daß immer so manche gar keine Neigung für China haben und am Ende auch nicht befähigt sind, das Chinesische zu lernen oder mit Chinesen umzugehen.“

Einen praktischen Weg, sich in die Sprache des Arbeitsgebietes einzuarbeiten empfahl der Obere von Argentinien:[37] „Das beste Mittel ist, wie wir das auch bei den Patres erprobt haben, wenn man eine Person ins Haus nimmt, mit der man stets spanische Konversation haben kann. Auf die Weise erreicht man am meisten, namentlich soweit die täglich Umgangssprache in Betracht kommt. In einem fremden Institut lernt man meist, wenigstens in kurzer Zeit, nicht viel. In denselben ist jedermann beschäftigt und man ist sich am ganzen Tag selbst überlassen. [...] Spanische Konversation unter sich ist schon gut. [...] Wo aber niemand darunter ist, der es gut kann, oder wenn gerade dieser vielleicht nicht recht mittun will, da nutzt es sehr wenig; es lernt dann der eine vom andern nur Fehler und ungebräuchliche Ausdrücke.“ Diese Methode war aber für Neuguinea total unbrauchbar; denn dort herrschten ganz andere Voraussetzungen. So schrieb P. Limbrock:[38] „Auf unserer Station Tumleo waren zu Weihnachten 1905 nicht weniger als 15 Sprachen vertreten, die mindestens so verschieden als Holländisch und Deutsch. Wenn wir alle Leute auf unsern 6 Stationen zusammen rechnen, so bekommen wir die Kleinigkeit von zwei Dutzend Sprachen heraus.“ Um in dieser Situation zu helfen, schlug Arnold Janssen schon gleich zu Beginn der dortigen Missionsarbeit seinen Missionaren vor, die Kunstsprache Volapük[39] einzuführen. Damit wäre das Problem mit abstrakten Begriffen und der Rivalität unter den einheimischen Sprachen gelöst.[40] Die Missionare gingen auf den Vorschlag nicht ein; in ihren Briefen wird das Thema nicht erwähnt.

4. Belehrung und Schulung der Oberen und Lehrer

Als Arnold Janssen innerhalb kürzester Frist wiederum einen Rektor von St. Gabriel suchen mußte, beschrieb er in einem Brief an P. Wegener die Hilfe, die er gerade von ihm und P. Blum erhalten hatte und für die Zukunft noch erhoffte:[41] „Sie haben ja im Verein mit mir die Grundlagen der Gesellschaft gelegt. Sie haben alle Priester erzogen. Sie haben keine Arbeit gescheut. Sie haben das schönste Beispiel der Demut gegeben. [...] Man wirft mir Kumulation der Ämter vor und mit einem gewissen Rechte. Deshalb will ich nicht mehr Lokaloberer sein. Außerdem muß ich mich um Männer umsehen, die ich als Provinzial zu meinen Assistenten machen kann. Und da habe ich keine andere Wahl, als Sie und P. Blum zu nehmen. [...] Ich selbst aber muß nach wie vor Provinzial bleiben. Denn unsere Provinz hat, anders wie bei den Orden, eine zentrale Bedeutung, und der General würde fast eine reine Null sein, wenn er nicht zugleich Provinzial der Steyler Provinz wäre.“

Einem Oberen, dem es schwer fiel, mit den Untergebenen gut auszukommen, riet er:[42] „Gott der Herr verlangt keine Ermahnung und Strafe von Ihnen, wodurch Sie dieselben dauernd sich entfremden. Vieles sehen und hören und tun, als wenn Sie es nicht sähen und hörten, das ist einem Obern nötig. Freundliches Gesicht zeigen - hier und da ein gütiges Wort des Lobes wirkt oft Wunderdinge. Müssen Sie ermahnen, dann mit Liebe, heiterem Gesicht, und nicht vergessen, die bittere Pille zu verzuckern, ferner Dienste und Liebe leisten, wo Sie können, für sich das Saure und für sie das Süßeste wählen, alles das wirkt Wunderdinge.“ Und Arnold Janssen konnte dabei scherzen:[43] „Man muß sich ja, wie ich öfter gesagt, erst ein Dutzend Hörner abstoßen, bevor man recht gescheit wird.“ Denn auch aus Fehlern kann man lernen:[44] „Unterdessen suchen Sie aus den Fehlern, die Sie und andere in der Leitung begehen, die Kunst des Regierens immer mehr zu lernen.“

Nicht nur einzelne, sondern auch ganze Kommunitäten wurden aufgeklärt:[45] „Wenn mehrere in einer geistigen Kommunität zusammenleben und zu einem Zwecke zusammenwirken, so sind verschiedene Dinge nötig, von denen ich hier einige aufzähle: a) Die Untergebenen schulden dem Vorgesetzten Achtung, Ehre und Gehorsam. b) Der Vorgesetzte soll trachten, diese Pflichten den Untergebenen zu erleichtern. Denn er soll sich erinnern, daß er gebrechliche Menschen vor sich hat und daß auch er selbst ein solcher ist, der in manchen Stücken auf die Nachsicht seiner Untergebenen zu rechnen hat. - Deshalb soll der Vorgesetzte sich möglichst vor Handlungen und Ausdrücken hüten, welche die Herzen der Untergebenen schwer machen und dieselben Ihm entfremden. Wo er Befehle und Anordnungen zu erlassen hat, die ihnen unangenehm sein werden, tue er, was er kann, um denselben das Bittere und Herbe zu nehmen. Wenigstens handle er so, daß die Untergebenen sich sagen müssen, er handelt so aus Pflichtgefühl und deshalb kann man ihm das Betreffende auch nicht übel nehmen.“

Die Klugheit eines Oberen muß sich vor allem bewähren in der Auswahl und Anleitung von Mitarbeitern:[46] „Überhaupt ist es für die gute Regierung eines Provinzials von großer Bedeutung, daß er frühzeitig diejenigen zu erkennen sucht, welche für wichtigere Ämter berufen und befähigt erscheinen. Er muß alsdann auf diese sein besonderes Augenmerk richten und danach streben, die Betreffenden auf die richtigen vorbereitenden Stellen zu setzen, und, insofern sich dieses ermöglichen läßt, ohne andere zu kränken.“

Ein Oberer muß sodann lernen, nach vorne zu schauen:[47] „Es gehört zu einer guten Verwaltung, die kommenden Dinge ins Auge zu fassen und, soweit es die Verhältnisse es erlauben, vorzubereiten, aber jedes einzelne nicht eher anzugreifen, als bis die rechte Zeit dafür da ist.“ Noch einen anderen Punkt hält Arnold Janssen für einen guten Oberen wichtig:[48] „Es ist gut, wenn Sie mit allem Fleiße sich bemühen, einen jeden der Patres auf diejenige Stelle zu bringen, wofür er am ehesten die entsprechenden Talente hat. Zugleich werden Sie darauf Bedacht nehmen, für die wichtigsten und schwierigsten Ämter durch Verleihung vorbereitender Stellen die Betreffenden geschickter zu machen. Es ist sehr am Platze, fleißig darüber nachzudenken und Gott den Hl. Geist anzuflehen um das rechte Licht und das richtige Erkenntnisvermögen in dieser Sache. Ich zweifle auch nicht, daß alles mit der Zeit wohl so werden wird, wie es am entsprechendsten ist. Dabei werden oft eintretende Hindernisse und Schwierigkeiten dazu dienen, manche in Stellungen zu bringen, die für die Zukunft lehrreich und vorbereitend sind. Wollen Sie auch nicht unterlassen, durch briefliche und mündliche Einwirkungen auf die einzelnen das zu befördern, was gut und nützlich für sie und die Gesellschaft zu sein scheint“.

Was Arnold Janssen von einem Bischof an Qualitäten erwartete, dürfte er auch von den höheren Obern, also von den Provinzialen, gewünscht haben:[49] „Hinreichende wissenschaftliche und theologische Ausbildung, ferner ausreichende Sprachkenntnis und Rednergabe, Befähigung zu religiösen und aszetischen Vorträgen, zu angemessener Korrespondenz mit höher-, tiefer- und gleichstehenden, zu ausgiebigen, klaren Berichten in deutscher und lateinischer Sprache und anderes mehr, z.B. muß er darauf bedacht sein, sich die nötigen Notizen zu machen und sein Archiv und seine Papiere in Ordnung halten. Besonders muß er wegen der wichtigen Dinge, die an ihn herantreten, verständig im Urteilen und klug im Handeln sein.“ Diese Fähigkeiten setzen aber neben der entsprechenden Begabung eine lange und intensive Einübung voraus.

Obere müssen nach der Meinung Arnold Janssens auch Wichtiges lernen im Verkehr mit der Zentrale der Gesellschaft:[50] „Vorsteher müssen lernen, ihre Gründe immer recht ruhig vorzubringen.“ In ähnliche Richtung weist die Empfehlung für Obere:[51] „Wichtig ist die Erlernung der spanischen Sprache, damit Sie mit der Regierung verkehren können.“

Ein Oberer, besonders wenn er noch jung ist, sollte sich selbstkritisch fragen:[52] „War ich in meinem vergangenen Leben nicht schon öfter auf Irrwegen, wo ich beharrlich meine Ansicht der vieler anderen oder fast aller entgegensetzte und lange Zeit nicht auf sie hören wollte? Und lernen Sie daraus, wie Sie in Zukunft handeln sollen. [...] Übrigens sind Sie jetzt in den Lernjahren, und wenn Sie tüchtig lernen, so verstehen Sie auch viel und können dann später auch andern um so mehr zum Nutzen sein.“

Auch Arnold Janssen selbst mußte lernen. Als er einen viel zu jungen und unerfahrenen Obern für den Anfang der Missionsarbeit in Togo vorschlug und gegen die Warnung der Propaganda an ihm festhielt, mußte er bald erkennen, daß er einen Fehler begangen hatte. Als wenige Jahre danach für Neuguinea ein Oberer für den Anfang gesucht wurde, zeigte Arnold Janssen, daß er dazugelernt hatte:[53] „Ich brauchte dafür einen älteren Herrn, der schon in der Mission tätig war und auch etwas Chinesisch konnte wegen der Chinesen, die alle Inseln zwischen Asien und Australien überschwemmen.“ Das an zweiter Stelle genannte Motiv war sicher nicht maßgeblich gewesen für die Wahl.

Um Kandidaten für ein Obernamt zu schulen, könnten nach Meinung Arnold Janssens gelegentliche Treffen der Missionare dienen, wobei sogar die Ordnung locker gehandhabt werden dürfe:[54] „Unter den Versammelten würden sich dann auch die zukünftigen Obern befinden. Diesen würde so eine gute Gelegenheit geboten, die Gesinnung der Mitbrüder in bezug auf die wichtigsten Dinge kennen zu lernen. Auf diese Weise würde ihnen ein eventuelles späteres Durchgreifen bedeutend erleichtert, ganz abgesehen davon, daß sie sich in der Folge leichter Rats holen könnten. Mit Rücksicht darauf könnte bei dieser Zusammenkunft eine etwas größere Freiheit herrschen, obgleich ein vorsichtiges Verfahren dabei nicht außer acht gelassen werden darf.“

Als P. Freinademetz darum bat, von einer evt. Teilnahme an einem Generalkapitel dispensiert zu werden, mußte er sich die Vorteile anhören in persönlicher, aber auch in gesellschaftlicher Hinsicht:[55] „Nun bitten Sie schon zum 2. Male oder gar zum 3. Male, daß Sie nicht zum Generalkapitel brauchten, wenn dasselbe kommt. Ich glaube, daß diese Reise für Sie gut sein würde 1) als Erholungsreise, 2) als Gele­genheit, für Ihre Mission in Europa tätig zu sein, 3) weil sie Ihnen Gele­genheit bieten wird, bei den Festsetzungen, die in manchen Dingen getroffen werden müssen, Ihre Erfahrungen und Ihr Urteil in die Waagschale zu legen und vielleicht manche Bestimmung zu erzielen, welche für die Missionen überaus wertvoll sind. Außerdem lernen Sie unsere Verhältnisse und Zu­stände kennen und kommen mit unseren Missionaren aus allen Gegenden in Berührung, was gewiß sehr wertvoll für Sie sein wird.“

Arnold Janssen scheint nicht immer die besten Erfahrungen mit seinen engsten Räten gemacht zu haben, wenigstens nicht in Baufragen. Durch viele Jahre hindurch mußte er sich über Baupläne bücken und sich in sie hinein vertiefen. Er lernte dadurch und beriet seine Leute in China:[56] „Ich pflege unsere Pläne den Konsultoren erst dann vorzulegen, wenn sie reif geworden sind, vorher aber dieselben erst gehörig zu durch­denken, und wenn es geht, auch von anderen durchdenken zu lassen. Wenn Sie zweifeln, daß Sie einen in dieser Beziehung hinreichend praktischen Sinn haben, so werden Sie solche kennen zu lernen suchen, die praktischer angelegt sind und dieselben alsdann bei solchen Sachen heranziehen, ohne aber sich selbst damit auszuschalten. Baupläne fordern ein sehr gründliches Studium. Man muß sich länger davor setzen und die Sache nach allen Seiten durchdenken. Es ist selten, daß gewöhnliche Konsultoren sich diese Arbeit machen. So etwas muß erst von anderen geschehen, die sich wacker darauf plagen.“

Großes Gewicht legte Arnold Janssen auf die Kenntnis und Anwendung der richtigen Prinzipien bei der Aufnahme und Zulassung des Nachwuchses.[57] Auch der erste Nachfolger im Amt schloß sich ihm an, indem er eines seiner Rundschreiben in das offizielle Publikationsblatt aufnahm.[58] Ebenfalls bezogen auch die beiden folgenden General­superioren Stellung: a) P. Wilhelm Gier befaßte sich mit der Zulassung von Klerikern mit schwachen Studienerfolgen:[59] „Solange das seltene Ausnahmefälle bleiben, welche die Regel befestigen, möchte ich sie nicht unbedingt verurteilen, vorausgesetzt 1) daß der Charakter, zumal was Frömmigkeit und Demut angeht, wirklich gediegen und über jeden Zweifel erhaben ist, 2) daß die Studienleistungen wenigstens ein ehrliches 'Genügend' aufweisen, 3) daß man in der Provinz Posten zu besetzen hat, die der Betreffende sicher gut ausfüllen kann. Für die auswärtigen Missionen werden wir solche schwache Talente kaum noch in Betracht ziehen, da sie fast nie die Sprache ordentlich lernen und gewöhnlich auch nicht die Geistesweite haben, um sich den Anschauungen und Eigenheiten fremder Länder anzupassen.“ b) P. Josef Grendel bezog sich ausdrücklich auf Arnold Janssen in seinem Urteil in der Zulassungsfrage:[60] „In dieser Beziehung ist noch ein jeder, der mit diesen Dingen zu tun hatte, im Laufe der Jahre und mit seiner wachsenden Erfahrung strenger und konsequenter geworden. Noch mehr wäre das sicher der Fall, wenn man den Oberen unserer Studienhäuser Einblick gewähren könnte in die spätere Entwicklung mancher unserer priesterlichen Mitbrüder. Wie mir in diesem die Augen aufgegangen sind, seit ich zuerst Provinzial und dann später im Generalat in diese Dinge tieferen Einblick bekommen habe, kann ich kaum sagen. Da habe ich die so ernsten Mahnungen unseres seligen Stifters in dieser Beziehung verstehen gelernt.“

Wegen der Wichtigkeit der Zulassung lag lange Zeit die Entscheidung in der Hand des Generalsuperiors. Er war jedoch auch bereit, seine zentrale Stellung aufzugeben. Dafür stellte er die Bedingung:[61] „Was die Annahme zur Einkleidung und 1. Profeß der Schwestern angeht, so gebe ich diese sehr gerne in die Hände des Provinzials,[62] sobald ich den rechten Zeitpunkt dafür gekommen zu sein glaube und überzeugt sein kann, daß die Prüfung so vorgenommen wird, wie nötig ist, und bei der Zulassung mit der durchaus nötigen Strenge verfahren werde. Beten Sie, daß Gott der Hl. Geist mir Zeit gebe und Erleuchtung, ein gutes Exposé[63] darüber zu verfassen.“

Als Grundsatz für eine Entlassung stellte Arnold Janssen auf:[64] „Wir sollen ja im Allgemeinen entlassen wegen Fehler, welche die Betreffenden für das gemeinschaftliche klösterliche Leben wenig geeignet machen.“ Interessant ist seine Ausführung bei der Zulassung im Jahre 1902. Da heißt es über eine Schwester:[65] „Sie hat sich kein Vertrauen zu erwerben gewußt, das genügt zur Entlassung, besonders, wenn es von Seiten der Meisterinnen kommt, trotz ihres Geldes. [...] Entlassen wir sie also in Frieden mit ihren guten und minder guten Eigenschaften und ihrem Gelde; sie gehört nicht in das Haus des Hl. Geistes. [...] Besser früh suchen zu einem entscheidenden Urteil zu gelangen, als aus lauter Barmherzigkeit eine Schwester lange mitschleppen und dann endlich doch entlassen müssen. [...] Wohin soll es führen, wenn wir so manche durchschlüpfen lassen, bei denen es schon im Postulat und Noviziat an so manchem fehlt! Sie werden später eine große Last und beeinträchtigen den guten Geist.“ Er ließ ganz bewußt diesen Brief auch „mehrere ältere gediegene Schwestern“ lesen, „um sie aufmerksam zu machen, daß gewisse Dinge von größerem Belang sind, als man denken sollte, weil es schwer ablegbare Charakterfehler sind, die für ein Kloster schädlich sind, obwohl die damit behafteten ja ganz gute Leute sein können. Wie viel liegt daran, bei der Auswahl eine weise Entschiedenheit anzuwenden, um so das Kloster leichter in seiner Frische zu erhalten!“ Beschwörende Worte richtete er an Oberin Josefa und die Novizenmeisterin Theresia:[66] „Schauen Sie sich eine Reihe der älteren Schwestern an. Da werden Sie manche finden, von denen Sie wünschen, sie wären nie zugelassen worden.“ Den Neuen sollte recht bald gesagt werden, „daß die Entlassung keine Schande ist. Es handelt sich um eine Prüfung, ob eine Schwester für unser Haus geeignet ist.“

Es sollte Folgendes allen bewußt sein, was Arnold Janssen nach Argentinien in Bezug auf die Schwestern schrieb:[67] „Zur Erhaltung reger Strebsamkeit in der Genos­senschaft, ferner des guten Geistes überhaupt ist es sehr notwendig, daß die Beförderung streng genommen werde. Es darf keine Novizin glauben, wenn sie 1 1/2 Jahr Noviziat durchgemacht, habe sie ein Recht auf Zulassung zu den hl. Gelübden, noch darf eine Postulantin meinen, nach 6-9 Monaten müsse sie zur Einkleidung zugelassen werden. Im Gegenteil sind: a) Kandidatinnen, denen der rechte Beruf zu mangeln scheint oder bei denen er doch sehr ungewiß ist, zu entlassen. b) Außerdem ist die Beförderung aufzuschieben, wo immer dieser Aufschub, sei es für die Genossenschaft, sei es für die Kandidatin wünschenswert erscheint.“ Bis in seine letzten Lebensjahren spürte er die schwere Verantwortung auf sich lasten, hier die nötigen und richtigen Vorschriften zu erlassen; so stellte er am 3. Dezember 1907, also ein Jahr vor seiner Todeskrankheit und nach 32 Jahren im Amt, Ermahnungen zusammen „über die Vorsicht in Aufnahme und Beförderung“.[68]

Als die Gesellschaft vier Gymnasien für den eigenen Nachwuchs an verschiedenen Orten im deutschsprachigen[69] Raum zu betreuen hatte, spürte Arnold Janssen das Bedürfnis, für eine einheitliche Linie sowohl in Erziehung[70] und in Disziplin[71] als auch im Unterricht zu sorgen.[72] Ähnlich war sein Verhalten und die Anweisungen für die Beichtväter in den Juvenaten. Er konnte sich dabei auf seine eigene Erfahrung und Praxis stützen, ließ aber auch seine Mitarbeiter zur Sprache kommen.

In bezug auf fremde Lehrer in Steyl mußte Arnold Janssen schmerzvolle Erfahrungen sammeln. P. Blum hielt in der Rückschau fest:[73] „Besonders aber 1880-81 begann und entwickelte sich die zweite Katastrophe. Es war die Opposition der fremden Professoren gegen den Rektor, d.h. gegen den Unterrichtsplan und die Hausordnung. [...] An Allem hatte man etwas auszusetzen - an dem Unterricht - an den Zöglingen selbst - an der Tagesordnung - an dem Küchenzettel u.s.w. Als ihre Vorstellungen beim Rektor kein Gehör fanden, ging es zum Komplott über. Auch wir Zöglinge wurden die Sache bald gewahr. [...] Ich habe der geehrten Versammlung auf dem St. Josephskloster sagen lassen: ‘Ihr behauptet, der Rektor verstände keine Pädagogik. Mag sein. - Ihr selbst habt aber an keiner Erziehungslehre geleckt. Denn sonst müßtet Ihr wenigstens die Grundlehre befolgen: daß man das Ansehen der Vorgesetzten schützen muß.’

Der Unterricht in Pädagogik wurde nach dem Handbuch von Kehrein-Keller vorgetragen, auch bei den sogenannten Kursusschwestern, die für die Lehr- und Erziehungstätigkeit herangebildet werden sollte.[74] Zusätzlich drängte man von China aus auf eine gute pädagogische Ausbildung. Es kam der Vorschlag:[75] „Wollen Sie die neuen Missionare recht nachdrücklich darauf aufmerksam machen, recht fleißig Anstandsregeln zu lernen, besonders durch aufmerksames Beobachten und Nachahmen anderer mustergültig gebildeter Personen; dazu dürfte sicher sehr behilflich sein das Studium der Pädagogik, die hier vielleicht noch dringender nötig ist als selbst in Europa. Durch gute Menschenkenntnis gewinnt man nicht nur leicht andere, sondern macht besonders auch weniger Mißgriffe in der Leitung der Jugend zum Guten.“

Zu gunsten einer gründlichen Ausbildung verzichtete der Generalsuperior auf die Übernahme eines neuen Missionsgebietes, obwohl er Kardinal Simeoni, den Präfekten der Propaganda-Kongregation, darum gebeten hatte. Als 1888 die Diözese Dakka als Missions­gebiet angeboten wurde, lehnte Arnold Janssen ab. Unter anderem führte er an, man müsse im Augenblick alles dran setzen, um die Erziehung und Ausbildung zu vervollkommnen zum Nutzen der Gesellschaft und auch für einen glücklichen Fortschritt der Missionsarbeit.[76]

Arnold Janssen sah in der Lehr- und Erziehungstätigkeit eine wichtige Aufgabe. Deshalb hatte er sich auch stark eingesetzt, das Lehrerseminar in Wien zu übernehmen. Vor den Patres am Seminar führte er 1905 in einer Konferenz aus:[77] Bei aller Freude über ihre neue Tätigkeit und ihren Eifer verschließe er nicht die Augen vor den Schwierigkeiten, nämlich in einer Großstadt auf dem Erziehungsfeld zu arbeiten, und vor der Ungewißheit, ob der Einsatz „passend und hinreichend lohnend für uns“ sei. „Ich werde fortfahren, mir diese Frage fortgesetzt vorzulegen. Vorläufig haben wir mit dem Versuch begonnen, und möchte ich bitten, vorsichtig zu sein im Reden und Schreiben darüber, damit nicht durch so etwas sich in der Gesellschaft eine Abneigung bilde gegen diese Tätigkeit und diese immer weitere Kreise ziehe. Bitte aber, mir gegenüber offen zu sein.“ In der Abschiedskonferenz[78] vom 22. Juni 1908 in St. Gabriel sprach er als ersten Punkt das Thema an „Pflege des Unterrichtes und der Erziehung“.

In die Zukunft hineinschauen und planen, war für Arnold Janssen wie schon erwähnt eine ernste Aufgabe eines Oberen, also auch für ihn. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens sprach er es wenigstens viermal aus.[79] Er hielt sich auch daran in bezug auf das Amt des Generalsuperiors:[80] „Ich kann keinen Nachfolger ernennen. Aber ich habe die Pflicht, Kandidaten für die Generalswahl zu präparieren, oder sage ich lieber, Männer zu präparieren, die General werden können, und zwar nicht einen, sondern mehrere. Und da richtet sich doch zuerst die Aufmerksamkeit auf die Mitglieder des Generalrates. Dieselben müssen zuerst gelernt haben, einem Hause vorzustehen, Ratio abzunehmen und Konferenzen zu halten, Liebe mit Entschlossenheit zu verbinden und denen die Wahrheit zu sagen, denen sie gesagt werden muß, und zwar nicht bloß Brüdern, sondern auch Lehrern. Auch ist es gut, wenn sie etwas von den Obliegenheiten der Provinz-Verwaltung verkostet haben.“

5. Einführung der Neuen

Schon bei den neuankommenden Schülern kümmerte sich der Generalsuperior um deren richtige Einführung in die neue Umgebung. Mit der Zeit wurde dieses Anliegen - auf einem höheren Niveau - auch immer klarer gesehen und stärker betont, vor allem für die Neumissionare. Die Klagen über Fehlverhalten häuften sich mit dem Lauf der Jahre. Deshalb folgten gerade ab 1900 immer wieder Ermahnungen an die Oberen, für eine gute Einführung der Jungpriester ernsthaft zu sorgen, aber auch schon in der Zeit der Ausbildung auf Fehlentwicklung zu achten und sie rechtzeitig abzustellen.

An den Oberen in Argentinien erging der Befehl:[81] „Ich mache es Ihnen zu einer hl. Pflicht, die Neuankommenden in der ersten Zeit, und seien es auch nur wenige Wochen oder Monate, nur zu eifrigen Priestern zu setzen, damit sie sich nach diesen bilden. Ist dieses Noviziat vorbei, so haben Sie größere Freiheit.“

Nach China ging die Ermunterung an einen tüchtigen Missionar, die Einführung der jungen Neumissionare als eine spezielle Art Missionsdienst auf sich zu nehmen:[82] „Ich sehe ganz gern, wenn recht viele neue Missionare Ihnen gege­ben werden, um sie in die Missionstätigkeit einzuführen. Bitte wenden Sie denselben alle Ihre Aufmerksamkeit zu. Es ist diese erste Zeit der Wirk­samkeit für dieselben oft die entscheidende für ihr ganzes Leben. Sowie sie es gelernt haben, bleiben sie oft stets.“

Grundsätzlich kam Arnold Janssen auf eine gute Einführung der Neuen zu sprechen in einem Schreiben „an die Superioren in den Missionen“:[83] „Die Erfahrung zeigt, daß es für junge Priester überaus wichtig ist, sie sogleich beim Beginn der priesterlichen Wirksamkeit zu einem anderen Priester zu stellen, der recht gediegen ist und den sie sich in möglichst vielen Dingen zum Vorbild und Beispiel nehmen können. - Die Neupresbyter werden zwar von mir ermahnt, solche Mitbrüder zum Beispiel zu nehmen, von denen sie sehen, daß dieselben gut und mu­sterhaft sind, dagegen sich nicht nach jenen zu richten, von denen sie zu erkennen glauben, daß dieselben nicht als Muster dienen können. - Der erste Teil dieser Regel ist eine Aufmunterung, der zweite eine Mahnung. Aber nicht alle Mahnungen werden gut befolgt. Das Sprichwort sagt:[84] ‘Verba movent, exempla trahunt.’ - Daraus folgt, wie wichtig es ist, wenn die jungen Priester sogleich zu einem recht braven, musterhaften, älteren Priester kommen. - Es ist wohl nicht nötig, daß sie sehr lange bei demselben bleiben, um so mehr, da dieselbe Wohltat im nächsten Jahre oder vielleicht auch noch nach Ablauf eines halben Jahres einem anderen zukommen muß. Wollen Sie übrigens darüber Ihre Beobachtungen machen und mir solche mitteilen. - Wollen Sie also dieses Ziel recht fest ins Auge fassen und Rück­sichten, die, wenn auch wichtig, so doch nicht so wichtig sind, davor zu­rücktreten lassen, zum Beispiel, wenn die genannten Priester nicht die aller­besten Sprachlehrer sein würden. Übrigens werden Sie ja alle älteren Prie­ster, die einen jüngeren bei sich bekommen, ermahnen, ihnen in der Erler­nung der Sprache recht behilflich zu sein, und deshalb möglichst bald und recht eifrig mit der Konversation in dieser Sprache zu beginnen. Es kann auch manchmal sein, daß an einem bestimmten Orte Hilfe sehr notwendig ist. Aber bitte auch darauf nicht zu viele Rücksicht zu nehmen, oder an­dere Wege zu suchen, dort zu helfen. - Vor allem müssen die jungen Pflänzlinge gut geschützt und gehegt werden, damit um so mehr Hoffnung sei, daß sie sich zu gediegenen Män­nern entwickeln werden.“

Im Hintergrund standen die immer häufiger gemeldeten Klagen aus den Missionsländern über die Neuankömmlinge, ihre geringe Brauchbarkeit, ihre mangelnde Einsatzfreudigkeit und ihr anstößiges Benehmen. Zum Teil war es als Indiz anzusehen, daß in der Gesellschaft sich allmählich so etwas wie ein Generationenproblem und -wechsel herausbildeten. So meldete der Obere von Argentinien:[85] „Tatsache ist, und wird von allen älteren Patres hervorgehoben, daß die neuen der letzten Kurse bereits viel Selbstbewußtsein und Selbständigkeit von drüben mitbringen.“ In ähnlicher Form äußerte sich auch P. Köster in Brasilien vor P. Bodems, dem Visitator in Südamerika:[86] „Die jungen Patres machen viel mehr Schwierigkeiten, was Beobachtung der Regel, der Armut, des Gehorsams angeht, als die älteren. [...] Auch stellen die jüngeren Patres viel größere Anforderungen in bezug auf Kost, Erholung etc.“ Ein halbes Jahr später behauptete er:[87] Die neuen Patres hätten einen „lockeren Geist“; „vom Gelübde der Armut haben sie wenig Begriff; es sind zu ‚feine’ Herren, wie neulich P. Beckert scherzend von den jungen Patres unsrer Genossenschaft sagte.“ Die Klagen rissen nicht mehr ab.[88]

Die Konferenzen, die Arnold Janssen den Neupriestern hielt, wurden unter dem Titel ‘Collegium practicum’ geführt.[89] In ihnen erteilte er verschiedene Ratschläge über priesterliches und missionarisches Arbeiten und die entsprechende Lebensgestaltung. Unter den „Verschiedenen praktischen Winke, welche einem Vorsteher unter Umständen von Nutzen sein können“, führte er auch an den „Kauf belehrender Bücher. Stichwortkatalog. Konversationslexika. [...] Fast alles findet man in Büchern. Aber man muß suchen, die Hauptwerke sich zu erkaufen. Billige Sachen sind oft nur oberflächliche Exzerpte.“ Lag noch zu Beginn in den 90er Jahren der Schwerpunkt auf Punkten wie „Erwerbung von Eigentum“, den „Nutzen der Baukenntnisse“, das Bauen einschließlich der Küchen- und Kelleranlage und der verschiedenen Kalkarten, ferner was einer tun müsse, „wenn er sich über eine Sache genau belehren will, über welche niemand in seiner nächsten Umgebung Bescheid weiß“, so umfaßte der Inhalt ab 1894 „praktische Winke betreffend das Leben, das Studium, die Verwaltung, künftige Arbeiten oder Ämter, Umgang mit Höheren, mit Niederen, mit Konfratres, mit Auswärtigen“. Arnold Janssen sprach über die Predigten und ihre Vorbereitung; er leitete sie an, in den schriftlichen Arbeiten einen vernünftigen Gebrauch von Abkürzungen sich anzugewöhnen; er klärte sie auf über die verschiedene Bezeichnung und Bedeutung der Schrifttypen wie Diamont, Non pareille, Petit oder Cicero; wichtig war das Gespräch über die monatliche Kassenrevision und die „Vorzüge der täglichen Revision“; er legte auch eine Inhaltsangabe für den monatlichen und jährlichen Kassenbericht vor.

Er machte seinen Zuhörern klar:[90] Der Lebensweg sei schon überhaupt in sich schwer genug. „Es kommen viele Kreuze überall. Viele bereitet man sich selbst, die man sich opfern könnte. Ich möchte durch diese Vorträge Ihnen helfen, sich manches [zu] ersparen.“ So wird verständlich, daß ab Februar 1900 neue Themen vorherrschten: Verhalten nach der Primiz und die Lektüre während des Heimaturlaubs, würdige Darbringung des hl. Meßopfers, über die Vorgangsweise für die erste Arbeitsbestimmung, über die „Abweichung von den geäußerten Wünschen“ und evt. „nachträgliche Änderungen“, über das Reisen, „über das Verhalten zu Hause, besonders gegen Eltern und Angehörige jetzt und später“, „über das Verhalten gegen Geistliche und Fremde überhaupt jetzt und später bei Aushilfen“, wichtig waren die Ausführungen „über das Verhalten im Beichtstuhl“; die für das Ausland bestimmten Neupriester werden aufgemerkt haben bei der „Belehrung über die Reise in die Mission“ mit der Angabe empfehlenswerter Unterkünfte in den großen Hafenstädten; für ihre Bücherkiste sollte „hier und da auch für Privatstudien etwas“ besorgt werden; er riet deshalb für die Bücherkiste Material an über „z.B. Geologie, Astronomie, Musik, Medizin, Mathematik, Soziales“. Es gab ja für manche Missionare wie z.B. in Süd-Shantung zur Zeit der Ernte viel Zeit zum Studium. Ein wichtiges Anliegen war für Arnold Janssen das Unterrichtswesen mit den allgemeinen und speziellen Unterrichtsregeln; ein Überblick über die Missionsgebiete und die Charaktereigenschaften eines Missionars wurde geboten; auch trug er vor, was ihm am Herzen lag: „Meine Wünsche und Bitten, betreffend die Missionare, die bei den Kolonisten in Südamerika wirken.“

Ganz persönlich wurde Arnold Janssen als 68jähriger, also im Jahr 1906:[91] „Gott der Herr hat mich zum geistlichen Vater der Gesellschaft des Göttlichen Wortes gemacht. Er hat soweit sich das beurteilen läßt, bisher meine Arbeiten gesegnet. Darum wird es für Sie, die Sie Söhne dieser Gesellschaft sind, gewiß dem hl. Willen Gottes entsprechen, wenn Sie schlicht und einfach auf das hören, was ich Ihnen zu sagen habe. Jede Pflanze muß in den Boden, worin sie steht, ihre Wurzeln versenken und daraus die nötige Nahrung ziehen. Ihr Garten, in den Gott der Herr Sie gesetzt hat, ist die Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Aus ihr müssen Sie also ihre geistige Kraft zu ziehen trachten. Deshalb sollen Sie sich derselben treu anschließen und ihren Geist voll in sich aufzunehmen trachten. - Was mich persönlich antreibt, diese Vorträge Ihnen zu halten, ist folgender: Ich zähle jetzt schon mehr als 68 Jahre und habe in dieser langen Lebenszeit gar manches gelernt, was Sie noch unmöglich kennen und wissen können. Ich habe nun das Verlangen, von dem, was ich gelernt habe, Ihnen mitzuteilen. Durch den Umgang mit so vielen Angehörigen der eigenen und fremder Genossenschaften sehe ich öfters, wie dieser oder jener Verschiedenes tut, was weder für ihn noch für andere gut ist. [...] Im übrigen mache ich für das, was ich zu sagen habe, keine besondere Ansprüche. Im Gegenteil bin ich der Meinung, daß andere dieses schon viel besser gesagt haben; aber nicht alles kommt weder vor die Augen noch dringt es zu den Ohren aller. Überdies habe ich als Ihr geistlicher Vater Verpflichtungen gegen Sie zu erfüllen, und ich darf mich durch die genannte Erwägung nicht abhalten lassen, Ihnen das zu sagen, was ich selbst für nötig und nützlich erachte.“

Und doch nicht alles Bemühen brachte Frucht. Es hätte schon Arnold Janssen schreiben können, was sein dritter Nachfolger, P. Josef Grendel, resignierend feststellte:[92] Immer wieder bald nach der Weihe träten bei einzelnen „eine Oberflächlichkeit und eine ganz robuste Natürlichkeit zutage“. Es schiene oft, „als hätten sie Dinge überhaupt nicht gehört, die ihnen ganz sicher und ganz klar wiederholt gesagt und eingeprägt worden sind. Es ist dann, als wenn das alles einfach wie abgeglitten und abgefallen wäre.“

6. Lebensführung

„Wer gibt, was er hat, ist wert, daß er lebt,“ hatte Arnold Janssen 1904 einem Pater in Chile geschrieben.[93] Er selbst hatte stets danach gehandelt. Nur so kann man nach den Worten Arnold Janssens das eigene Lebensglück erreichen:[94] „Wenn jemand glücklich werden will, so muß er das ganz zu sein trachten, was er ist. Also wer Regulare ist, soll suchen, ganz Regulare zu sein. Wer Regulare und Missionar zugleich ist, soll suchen, beides möglichst gut miteinander zu vereinigen. Wer Priester ist, soll ganz Priester sein, wer Laienbruder, ganz Laienbruder.“

P. Limbrock, der Apostolische Präfekt von Neuguinea, hatte sich mal wieder beschwert über die niedrige Qualität der ihm geschickten Leute. Daraufhin erhielt er von Arnold Janssen folgende Belehrung:[95] „Verstand kommt ja nicht vor den Jahren. Nicht wenige müssen sich erst manches Horn abstoßen, bevor sie recht gescheit werden. Dies ist auch eine Wahrheit, die ich auch im Collegium practicum vorzutragen pflege. Vielleicht wird die verbes­serte Erziehung im Lyzeum, Noviziat, Scholastikat und anderes allmählich dazu beitragen, daß unsere guten Leute lebensfähiger und Gott wohlgefälliger werden.“

Er gab diesem Heißsporn eine weitere Empfehlung: Gegenüber den Beamten sollte eine weise Zurückhaltung beobachtet werden. Wenn aber gesprochen werden müsse, so habe das offiziell und mit guten Argumenten und bei Anklagen mit wirklichen Beweisen zu geschehen.[96] Auch die äußere Form sei dabei nicht zu vernachlässigen. Davon hänge viel ab. Aber „wo es nötig ist, müssen wir auch unsre eigene Würde zu wahren wissen, sonst werden auch andere sie nicht beachten. Das ist also nicht gegen die Demut. Natürlich aber sollen wir nicht den grand Seigneur machen.“[97] Das gute Verhalten zu den Beamten und das gute Einverständnis mit ihnen sollte letzten Endes den Zielen der Missionsarbeit dienen. Darum ermahnte er den Apost. Präfekten von Neuguinea, der nicht um scharfe Worte verlegen war:[98] „Wollen Sie doch darauf achten, wenn Sie mit einem dieser Herren zu tun haben, mit einer gewissen edlen Noblesse aufzutreten, also einerseits entsprechend der Stellung, die Sie ein­nehmen, andrerseits entsprechend der Stellung derjenigen, mit denen Sie verhandeln. Man muß einerseits zurückhaltend sein und doch auch ein freies Wort mit einem gewissen Frei- und Edelmut auszusprechen verstehen, und zwar ohne zu verletzten. Vor letzterem muß man sich sehr hüten, sonst ist man mit seinem Latein bald zu Ende. Deshalb muß man überhaupt sehr rücksichtsvoll sprechen, aber andrerseits auch von aller Schmeichelei sich ferne halten.“

Die Zeit für Studium und Arbeit sollte ausgenützt werden. Deshalb gab es für die Studenten und Brüder keine Tageszeitung. Doch es wurde als Grundsatz aufgestellt: „Wir müssen allerdings das Nötige von den laufenden Tages­erscheinungen wissen, aber sollen uns nicht zu sehr darin vertiefen.“[99]

7. Einübung in die „Ars moriendi“

Die Übung der monatlichen Geistessammlung hatte neben der Gewissensprüfung auch das Ziel, sich darauf einzustellen, vor dem Herrn der Geschichte Rechenschaft über das vergangene Leben ablegen zu müssen und sich darauf ehrlich vorzubereiten.[100]

Um an die Todesstunde zu erinnern, benutzte Arnold Janssen solche Todesfälle, die unverhofft und plötzlich eintraten. Als ein Schüler an der Lungenentzündung nach 3-tägigem Kranken­lager starb, schrieb er nach Argentinien:[101] „Welches Memento mori!“ Der unerwartete Tod Bischof Anzers, der alle tief erschütterte, sollte ebenfalls an den eigenen Tod ermahnen:[102] „Aus dem Todesfalle selbst mögen wir, geliebte Mitbrüder, lernen, des Todes fleißig zu gedenken und uns beizeiten auf denselben vorzubereiten.“ Über den Tod eines Paters in Steyl hieß es:[103] „Von dem so plötzlichen Tode von P. Rademan, der in einer Nacht mit Sr. Anna starb, werden Sie wohl gehört haben.[104] Zehn Tage vorher hatte er schon einen Anfall bekommen, infolgedessen er den Wunsch äußerte, die hl. Sterbesakramente zu empfangen. Da mir hinreichende Gründe dafür da zu sein schienen, habe ich ihn dazu ermuntert. Zehn Tage später fand ihn der Beichtvater, als er gerufen wurde, bereits in extremis oder schon tot. Da sieht man, daß man beizeiten sorgen soll.“

Die beste Vorbereitung auf den Tod für einen Priester beschreibt Arnold Janssen in einem Brief nach China:[105] „Glücklich der Priester, der die Gnaden dieses Lebens gebraucht, um alle Liebe der Erde und der irdischen Geschöpfe, die nicht in Gott begründet ist, von sich ferne hält, und um der Seele nach das zu werden, was Gott von ihm verlangt. Ihm wird der Abschied von der Erde nicht schwer und der Aufstieg zum Himmel immer leichter und leichter, und alles das um so mehr, je mehr man auch gesucht hat, sich von der Liebe zu sich selbst frei zu machen und dem eignen Urteile, dem eignen Willen, der eignen Ehre mehr und mehr zu ersterben.“

Selbst beim Betrachten eines Photos von P. Freinademetz schleicht sich der Gedanke an den Tod ein, auch wenn er abgewehrt wird:[106] „Nach der Photographie, die ich erhalten, scheint es mir, Sie sind tüchtig gealtert. Ich bitte Sie freundlichst, haben Sie gut acht auf Ihre Gesundheit und nehmen Sie sich ja die notwendige Pflege. Sonst fürchte ich, daß Sie vor der Zeit in das Grab sinken. Es ist doch immer ein großer Verlust für eine Mission, wenn jemand, der so reiche Erfahrung gesammelt hat, mit Tod abgeht.“

An den 55jährigen P. Erlemann erging die Mahnung:[107] „Wir wollen um die Wette trachten, uns auf den Tod recht gut vorzubereiten. Ich wünsche Ihnen aber noch recht viele Jahre.“ Als die Nachricht vom Tod des P. Freinademetz eintraf, wird sichtbar, wie Arnold Janssen mit solch einer Botschaft umzugehen pflegte:[108] „Es war dies ein sehr harter Schlag für die Mission, aber wir müssen diese Schläge Gottes geduldig ertragen und uns oft an das Wort erinnern: ‚Denen, die Gott lieben, gereichen alle Dinge zum Besten.’[109] Jedenfalls hat er genug geduldet und gelitten, um die himmlische Krone zu verdienen und nun als Fürsprecher für die Mission dazustehen.“

Auch das Schicksal der Körpers nach dem Tod interessierte ihn. Es war das Interesse eines Naturwissenschaftlers, aber zugleich das eines gläubigen Menschen:[110] „Ich erzählte den hiesigen Patres [in St. Gabriel] von dem, was wir bei der Umlegung der Leichen auf unserem Kirchhofe [in Steyl] nach Öffnung der Särge gefunden und die Naturhistoriker, P. Rektor an der Spitze, wunderten sich sehr, daß wir viele kleine weiße Würmer in so manchen Särgen gefunden. Sie hatten das Wort der Schrift, daß der Mensch eine Speise der Würmer würde, schon etwas zweifelhaft betrachtet und an ein Vergehen durch Fäulnis gedacht, und jetzt freuten sie sich sehr, den wörtlichen Sinn nunmehr bestätigt zu finden.“

Arnold Janssen benutzte gern die Exerzitien, um die Hörer an den Tod zu erinnern und dadurch auf ihn vorzubereiten. So unterstrich er die Wichtigkeit der hl. Übungen dadurch, daß der Teilnehmer sich sagen solle, vielleicht seien es seine letzten.[111] Ein Thema lautete „Der gute Tod“. Er führte dabei aus:[112] „Wie erbauend, wenn man einem Bruder, der eine tödliche Krankheit hat, auch sagen kann, daß er stirbt, und ihm ungestört vom Himmel sprechen kann.“ In der Schlußpredigt der Exerzitien im Jahr 1895 gab er den Rat:[113] „Versetze dich an das Grab eines früh gestorbenen Mitbruders.“ Die beste Vorbereitung auf den Tod ist nach Arnold Janssen die getreue Pflichterfüllung.[114]

Schon 1902 deutete Arnold Janssen an, daß es auch für ihn allmählich Zeit würde, das Haus zu bestellen:[115] „Es hat mich gefreut, daß Sie dieses Mal, dieser so wichtigen Sache [der Zulassung und Beförderung] noch etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben. Es ist das ja auch nötig, denn ich kann das ja unmöglich so weiter führen, wie ich das bisher getan habe, und werde sehr getröstet sein, wenn ich sehe, daß ich diese Sache ruhig in Ihre Hände legen kann, denn wer weiß, wie bald der Tod mich ereilt; denn ich bin bald 65 Jahre.“ In einem an Freinademetz gerichteten Brief erinnerte ihn Arnold Janssen:[116] „Wir sind beide nicht mehr jung und nähern uns immer mehr dem Abende unseres Lebens. Möge der Herr nach Seinem heiligsten Willen mit uns tun [was er will]! Möge Er uns auch die Gnade verleihen, daß wir bis zum letzten Lebenshauche in Seinem Dienste verharren.“

Einem Bruder, der sich ungerecht behandelt fühlte, gab Arnold Janssen den Rat:[117] „Von Herzen wünsche ich Ihnen noch ein langes Leben. Aber Sie sind weder jung mehr noch stark, und deshalb möchte ich raten, oft an den Tod zu denken und durch Übung christlicher Tugenden auf denselben sich vorzubereiten. Seien Sie überzeugt, daß Sie durch kleine mit Geduld ertragene Leiden sehr viel für den Himmel verdienen, während Sie durch Ungeduld strafwürdig würden, namentlich, wenn Sie sich gegen Ihre Obern erhöben.“

Als ein Pater an Arnold Janssen schrieb, er rechne mit seinem baldigen Tod, erhielt er folgende Antwort:[118] „Wenn Sie glauben, daß Sie nicht mehr lange leben werden, so wird das gewiß Sie dazu veranlassen, alles Unangenehme, was Sie trifft, als Mittel zu betrachten, wodurch Sie noch mehr vollkommen werden sollen, damit Sie nach dem Tode möglichst bald zur himmlischen Herrlichkeit gelangen. Richten Sie deshalb Ihr Geistesauge auf dieselbe und sprechen Sie mit dem heil. Ignatius: ‚Was ekelt mich die Erde an, wenn ich den Himmel betrachte.’[119]

Die Reaktion auf sein eigenes nahes Ende zeigt Arnold Janssen bei vollem Bewußtsein seiner Lage, aber auch, daß er herangereift war im Glauben:[120] „Vor etwa zwei Wochen hat mich die Hand des Herrn schwer getroffen.[121] Meine Krankheit verschlimmerte sich bedeutend, und jetzt sehe ich meinem Ende entgegen. Ich vertraue aber auf die Güte des Herrn und auf den Erlösungstod Jesu Christi. Ich fürchte mich nicht, dieses Leben zu verlassen, sondern freue mich vielmehr auf das wahre Leben, das dann seinen Anfang nimmt. Im Leben und im Tode ist der Herr meine Zuversicht und meine Hoffnung.“

8. Lernen von der „Konkurrenz“

Arnold Janssen scheute sich nicht, bei andern Ordensleuten zu lernen und Anleihen zu machen. Er übernahm das Schulsystem der Jesuiten.[122] Bei einem Besuch des Gründers von Mill Hill, des Bischof Herbert Vaughan, in Steyl im Frühjahr 1876 nahm er dankbar dessen Ratschläge an. Bei der Gründung der beiden Schwesterngruppen suchte er Rat und Hilfe bei bestehenden weiblichen Genossenschaften bezüglich Regel und Zeremoniale.

Er empfahl den Seinen, dort wo andere stark seien und Gediegenes geleistet hätten, sich zu erkundigen und das Brauchbare zu übernehmen. Für die Erziehungstätigkeit gerade in Südamerika verwies Arnold Janssen auf das Beispiel der Söhne des hl. Don Bosco.[123] So empfahl er auch dem Baumeister für den Bau der Handwerkerschule in der Nähe von Chikago:[124] „P. Beckert soll, bevor er den Plan zum neuen Hause macht, zuerst die Einrichtungen der Salesianer gut studieren, von denen wir vieles lernen können.“ Und als die ersten Steyler in Chile ängstlich wurden, als sie hörten, daß der Bischof auch Salesianer herholen möchte, sah Arnold Janssen darin eher eine Chance als einen Nachteil. Er forderte:[125] „Ich ermahne, alle Einrichtungen derselben genau zu studieren und mir ausführlichen Bericht zukommen zu lassen, damit ich diesen prüfe und nach Shermerville weitersende. Ich setze voraus, daß die Salesianer in dieser Beziehung uns weit überlegen sind und suche deshalb von ihnen zu lernen. - Aber auch in Predigten und Katechesen sind die Salesianer uns weit überlegen! Eh bien, das ist gut: a) für die hl. Demut und b) damit wir neuen Stoff zum Lernen und zu unsrer geistigen Vervollkommnung bekommen. Das wäre wirklich sehr gut, wenn unsre Patres durch Ertragung einer kleinen Demütigung dahin kämen, tüchtige Katecheten zu werden! Welch ein großer Nutzen für die Seelen würde daraus in der Zukunft sich ergeben.“ Er nannte die Nähe der Salesianer „ein Weck- und Anregungsmittel, das wahrscheinlich unseren Patres in Chile und Argentinien sehr zustatten kommen wird“.[126]

Speziell wurde auch die Gesellschaft Jesu der Nachahmung empfohlen.[127] Der Jesuitenorden hätte nie seine große ausschlaggebende Wirksamkeit entfaltet, wenn er nicht Kollegien gegründet und in denselben so tätig gewesen wäre, wie der Zweck des Unterrichtes und der Erziehung es verlangt. Mehrmals gab Arnold Janssen für China die Anweisung, sich von den Jesuiten belehren zu lassen, gerade im Verhältnis von Mission und Gesellschaft.[128]

Auch die ersten Missionsschwestern in einem Land sollten zuerst bei andern Schwestern sich „einschulen“ lassen. Als 1902 die ersten Schwestern nach Brasilien reisten, sollte die Einführung in Sprache und Gebräuche für einige Monate im Kolleg der Vinzentinerinnen geschehen:[129] „Es sind Französinnen, Brasilianerinnen und es ist auch eine Deutsche darunter. Dies kommt für unsere Schwester gut aus und besser als bei den Schwestern im Amparo, die nur Brasilianerinnen sind.“ Die Schwestern landeten am 20. August 1902 in Rio. Es gab keine Stadtbesichtigung:[130] „Die Schwestern fuhren am nämlichen Tage nach Petrópolis, wo sie im Waisenhause do Amparo gegen eine kleine Vergütung vielleicht etwas länger als einen Monat bleiben werden. Hier können sie nur französisch und portugiesisch sprechen. Auch haben sie Gelegenheit, mit den Sionsschwestern und Vinzentinerinnen zu verkehren und deren Kollegien kennenzulernen. Die Laienschwestern sehen sich um in Küche, Garten und so weiter, um auch das für sie Notwendige zu lernen (haben auch Studium-Stunde).“ Ähnliches war für die ersten Schwestern in China vorgesehen:[131] „Wenn die Schwestern kämen, müßten sie zunächst, um zu lernen, in Shanghai etwa 3 Monate verweilen bei den Schwestern der Jesuiten, vielleicht auch in Hongkong.“

Als ihm gemeldet wurde, daß die Benediktiner in der Provinz Entre Rios eine Ackerbauschule eröffnet hätten,[132] reagierte er sofort:[133] „Ich denke, wenn P. Bodems dort ist, so wird er mit Ihnen oder dem P. Becher diese Anstalt einmal besuchen und dann ein ausführliches Referat einsenden. Dasselbe müßte mehrere Bogen umfassen und sich auf alles beziehen, was dabei in Betracht kommen kann, zuletzt auch darauf, wie diese Schule zum Staate steht, welche Rechte sie hat und was der Staat für dieselbe getan hat und noch tut. Ich denke, eine derartige Schule kann für die betreffende Provinz recht wichtig werden.“

Für Arnold Janssen persönlich als auch für die Gesellschaft wurde die Verbindung zu den Lazaristen bedeutsam. Er besuchte 1885 das Generalat in Paris, wo er sich in deren Archiv viele Notizen machen durfte.[134] Und als der erste Generalvisitator nach Übersee gesandt wurde, standen wiederum die Lazaristen gleichsam Pate:[135] „Durch die Güte des hochwürdigsten Generalsuperiors der Lazaristen erfuhren wir den Text der Vorschriften, welche bei diesen Söhnen des hl. Vinzentius für die Visitationen Geltung haben. In Übereinstimmung mit den hochw. Patres des Generalrates habe ich beschlossen, dieselben auch dieser ersten Visitation zu Grunde zu legen. Auf diese Weise lernen wir, wie andre es machen und können dann in Zukunft leichter beurteilen, ob und welche Veränderungen etwa wünschenswert sein werden.“

Obwohl Arnold Janssen mit dem Kardinal von Breslau, dem Fürstbischof Georg Kopp, vor allem wegen dessen Nähe zur Berliner Regierung und wegen dessen Verhalten bei der Gründung des eigenen schlesischen Missionshauses Heiligkreuz nicht überein­stimmte, hat er ihn aber z.B. in der Ausbildung seiner Priester zu guten Katecheten als Vorbild hingestellt:[136] Er „verpflichtet jeden Priester, in den 1-2 oder 3 ersten Jahren seines Priestertums eine Anzahl von Wochen den Unterrichtsstunden eines staatlichen Lehrer­seminars beizuwohnen, damit er dort lerne, gut katechisieren und überhaupt Antrieb erhalte, über die Einrichtungen und Grundsätze des Unterrichtens sich zu belehren. Alles das könnten unsere Priester in unserer Normalschule, wenn wir eine hätten, und ferner in der damit verbundenen Volksschule lernen, und nicht bloß das, sondern auch die fremde Sprache selbst lernen und ebenso die Ausdrücke, welche man beim Unterrichte zu gebrauchen pflegt. … Ich erwarte von den unterrichtenden Lehrern, daß sie sich das gefallen lassen. Es ist eben notwendig und darum müssen sie der Notwendigkeit sich beugen.“

Arnold Janssen wurde auch aufmerksam gemacht, die eigene Praxis mit der des Staates Chile zu vergleichen. So schrieb P. Kaufhold:[137] Der Staat schicke seine Lehrer der Fremdsprachen für mindestens zwei Jahre in das entsprechende Land. Da könne er mit seinem Schul-Englisch nicht genügen. Denn das Unterrichten geschehe durch Konversation und sei ganz auf das Sprechen ausgerichtet, nicht in erster Linie auf das Erlernen der Grammatik. Der Generalsuperior reagierte sofort und sandte zwei sprachbegabte Patres, die zuerst in den Vereinigten Staaten von Amerika sich durch einen mehrwöchigen Zwischenstop eine gute Praxis im Sprechen erwerben sollten.[138]

Sogar in negativen Ereignissen in den eigenen Reihen konnte Arnold Janssen noch Vorteile sehen. Das sehr schwierige Problem, wie ein Oberer mit gefährdeten Mitbrüdern, vor allem mit Priestern, umgehen sollte, beschäftigte Arnold Janssen. In einem konkreten Fall urteilte er:[139] „Es sind bloß so meine armseligen Gedanken. Ich denke aber, Sie verstehen alles besser. Aber Sie müssen alles aufbieten, Ihre Priester zu retten. So lernen die folgenden Provinziale, wie sie es ebenfalls machen müssen. Wer weiß, warum Gott der Herr alles dieses zugelassen hat. Es ist gut, daß jetzt zu Beginn der Gesellschaft nicht alles glatt abgeht, damit man lerne und bestimmen könne, wie es gemacht werden muß. Das ist alsdann ein großer Schatz für die Folgenden.“

Zur Zeit Arnold Janssens war es für Katholiken nicht selbstverständlich, bei den Protestanten in die Schule zu gehen. Er tat es, indem er mehr als einmal auf Themen hinwies, wo man etwas von ihnen lernen könnte. Als z. B. auf einer Missions­oberenkonferenz allgemein das Fehlen einer Missionstheorie und einer gesamten Missions­geschichte auf katholischer Seite im Gegensatz zu den Protestanten bedauert wurde, meinte Arnold Janssen dazu, der Anstoß auf dieser Konferenz würde mit der Zeit schon Früchte tragen. Er stellte ähnliche Konferenzen bei den Protestanten als Beispiel auf, um so durch gegenseitige Anregung und Ermunterung, fern von jeder Eifersucht, ein brüderliches Zusammengehen zu erreichen. Bei der Propaganda für ein eigenes Missionshaus deutscher Katholiken hatte er schon vor der Eröffnung des Steyler Missionshauses hingewiesen, daß die Protestanten Deutschlands mehrere solcher Gründungen besäßen.

Da Arnold Janssen gerade in Südamerika auf die Schultätigkeit größtes Gewicht legte, verfolgte er die Meldungen über den Einsatz der Protestanten auf diesem Gebiet, mit Interesse:[140] „Was Sie schreiben über die Tätigkeit der Akatholiken auf dem Gebiete des Schulwesens in Buenos Aires[141] ist recht traurig und muß Sie gewiß antreiben, in dieser Beziehung zu tun, was Sie können.“

Arnold Janssen wies gern darauf hin, daß man von Gegnern lernen könnte. Er zitierte dabei jeweils das Schriftwort „salutem ex inimicis nostris“,[142] gab ihm aber einen ganz anderen Sinn.

Schlußwort

Die vorhergehenden Seiten dürften gezeigt haben, Arnold Janssen selbst war offen für neue Gedanken und Anregungen und zeigte sich lernfähig. Er erwartete das auch von den Seinen. Die Vielfältigkeit der Arbeiten und der Arbeitsgebiete erforderte ein wachsames Interesse an den vorgegebenen Sachen und Personen. Analytische Begabung und ein naturwissenschaftliches Herangehen an die Aufgaben erleichterten die Suche nach der besten Lösung. Gern teilte er den Seinen mit, was er für richtig und zukunftsweisend erkannt hatte.


[1] Arnold Janssen mußte sich mit dem Thema „Lernen“ als Lehrer und dann als Generalsuperior lebenslang befassen. Für diese Zeit siehe: Johann Kraus, Verzeichnis der Lehrfächer in St. Gabriel von Herbst 1889 bis Sommer 1960, in: Verbum 3, 1961, 174-183; ders., Namensverzeichnis der von Herbst 1889 bis Sommer 1960 in St. Gabriel tätigen Lehrer und ihre Lehrfächer, in: Verbum 3, 1961, 276-282; ders., Arnold Janssen als Studiendirektor von St. Gabriel, Rom 1968 (Analecta SVD-5). – Nachdem mit St. Rupert in Bischofshofen/Salzburg das vierte deutschsprachige Gymnasium eröffnet worden war, kam es auch zu Studienkonferenzen für die Lehrer zur gegenseitigen Information für Weiterbildung und Einheitlichkeit in der Methode beim Unterrichten.

[2] AJ an Limbrock/Neuguinea, St. Gabriel, 22. Juni 1904, Archivum Generale SVD-Rom 34.337f .

[3] AJ an Franz Vormann/Neuguinea, Bischofshofen, 14. Juli 1905, 64.918.

[4] AJ an Hahn (Präses in St. Wendel für die Zeit, da Bodems, der Obere von St. Wendel, auf Visitation in Südamerika war), St. Gabriel, 4. Juni 1903, 18.829-831.

[5] AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 1901 April 6-9, 55.548: „Nun ist allerdings Jugend ein Nachteil oder Fehler, aber einer, der alle Tage kleiner wird.“ – Der Gedanke wurde auch auf dem Dritten Generalkapitel ausgesprochen: Co 1898/198,1.

[6] AJ an Peil/USA, Bischofshofen, 11. Juli 1905, 38.641.

[7] AJ an Weber/Heiligkreuz, St. Gabriel, 28. Mai 1901, 28.780.

[8] AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 6. Oktober 1900, 55.468.

[9] Johann Kraus, P. Damian Kreichgauer SVD 1859-1940, Kaldenkirchen 1962 (Veröffentlichungen des Missionspriesterseminars St. Augustin bei Siegburg Nr. 9); ders., Hidden Greatness. The Spiritual Profile of Fr. Damian Kreichgauer, in: Verbum 5, 1963, 369-379.

[10] Fritz Bornemann, P. Wilhelm Schmidt S.V.D. 1868-1954, Rom 1982 (= Analecta SVD-59).

[11] K. Müller, Friedrich Schwager - Pionier katholischer Missionswissenschaft, Nettetal 1984 (= Studia Instituti Missiologici Societatis Verbi Divini 34).

[12] AJ-Reinke, 3.360.

[13] Rohner, Albert, Die Vortragstätigkeit P. Arnold Janssens. Erster Teil: Exerzitien, Rom 1976 (= Analecta SVD-30), p. 165.

[14] AJ an Anzer und alle SVDisten in China, Venlo, 1. September 1888, 90.534-536.

[15] AJ an Willems/Brailien, Steyl, 7. August 1897, 69.557.

[16] AJ, Geistliche Vorträge, 30.732. p. 157: 28. April 1896, St. Gabriel.

[17] Steyler Missions-Bote. Beilage Nr. 40 zu Ehren des Hl. Geistes. Mai 1904, pp. 157-159: Zum dreizehnten Zentenarium des Todestages des hl. Papstes Gregor des Großen; pp. 159f: Ein Brief des hl. Gregor als Bild seines Geistes und Charakters. – AJ an Grüter/Chile, Steyl, 23. März 1904, 56.518.

[18] Der Spruch stammt aus Gregors „Liber Regulae pastoralis“. Diese Schrift „bedeutete im Mittelalter dem Weltklerus das, was die Benediktregel den Orden“. (L. M. Weber, in: LThK IV, 1960, 1179. – Der Spruch wurde auch in den Regeln der ersten drei Generalkapitel zitiert: Co 1885S/363; 1891/109 und 1898/119.

[19] AJ an alle Patres und Brüder in China, St. Gabriel, 6. Juli 1900, 91.395-397.

[20] AJ an Vilsterman und Freinademetz/China, Steyl, 21. September 1900, 110.121f.

[21] AJ an Freinademetz/China, Steyl, 20. Januar 1885, 90.207-209.

[22] AJ an Becher/Argentinien, Steyl, 5. Februar 1895, 55.382.

[23] Notizbuch D, 1891, 50.035, p. 161 bringt erst für das Jahr 1899 Spezialausbildung in Krankenhäusern für 7 Schwestern: bei den Elisabethinerinnen in Essen SSr. Thoma und Ignatia, bei den Vinzentinerinnen in Bochum SSr. Augustina, Valeria und Martha, bei den Vinzentinerinnen in Dortmund SSr. Rosalia und Didaca; zwei von diesen (SSr. Thoma und Augustina) mit zwei andern (SSr. Stephania und Wendelina) werden „zur Erlernung der Geburtshilfe im Hebammenhause zu Köln“ bestimmt (ebd., 166). - Siehe F. Bornemann, Der lebensnahe Stifter, in: Verbum 5, 1963, 431-435.

[24] AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 12. Dezember 1899, 55.039f.

[25] Notizbuch D 1891, 50.035, p. 166: „Bestimmt Freitag 22.9.99: Zur Erlernung der Geburtshilfe in Hebammenschule zu Köln. Schw. Augustina 22.9., Thoma 22.9., Stephania 22.9., Wendalina.“

[26] Soeurs de la Charité Maternelle. Vom Arzt und Geburtshelfer Dr. Etienne-Pierre Morlane aus Frauen gegründet, die er seit 1802 zur Pflege von Wöchnerinnen ausbildete und die er ab 1804 in der Form eines relgiösen Institutes führte. Staatliche Genehmigung 1814, bischöfliche 1822. Einführung der einfachen Gelübde 1844. Siehe Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Paderborn 1934, Band II., 531f. Dizionario degli Istituti di Perfezione, vol. VI, Rom 1980, Sp. 160f, art. Morlane (G. Rocca), ebd. vol. II, Rom 1975, Sp. 344, art. Carita Materna (G. Rocca).

[27] AJ an Blum, Rom, 27. Mai 1900, 53.967-970. - Daß durch F. Müller der Anstoß gekommen sei, schrieb auch AJ an Bücking/Togo, Steyl, 9. November 1899, 41.508. Er nennt hier aber Sr. Thoma (Theresia Vedder), die in Köln zur Ausbildung gewesen sei und dann auf äußere Veranlassung zurückgerufen worden sei. - Auch nach China wurde es gemeldet. AJ an Henninghaus, St. Gabriel, 5. Juli 1901, 29.850-852: „Die Schwarzen haben zu unsern Patres gesagt: ‘Die Diakonissen helfen unsern Frauen. Wenn eure Schwestern es nicht tun, so können sie es nicht oder wollen es nicht. In beiden Fällen tun wir gut, sie auf der Seite zu lassen.’ Auch die ängstlichsten Herrn [in deutschen kirchlichen Kreisen] [...] erkannten ein Bedürfnis für die Mission an.“

[28] Colling an AJ, Paraná, 13. Februar 1900, 25.554-575, hier 25.571-573.

[29] AJ an Freinademetz/China, St. Gabriel, 21. August 1902, 110.261-263.

[30] AJ an Freinademetz/China, Steyl, 31. Januar 1903, 29.389f.

[31] AJ an Colling/Argentinien, St. Gabriel, 12.-14. März 1902, 55.610.

[32] AJ an Köster/Brasilien, Steyl, 25. September 1900, 57.056.

[33] In allen Regeln bis zum Vaticanum II. ist diese Vorschrift enthalten: Co 1885F/24; 1885S/85; 1891/25,5; 1898/28,5; 1905/51; 1910/100; 1922/108; 1944/108.

[34] AJ an die Schwestern in Argentinien, Steyl, 1. November 1900, 25.591f.

[35] AJ an Anzer/China, Steyl, 5. Oktober 1886, 29.495-498.

[36] AJ an Anzer/China, Steyl, 26. September 1889, 29.547-550.

[37] Colling an AJ, Buenos Aires, 14. Oktober 1900, 55.469-475.

[38] Limbrock an AJ, Alexishafen, 19. Februar 1906, 34.372. - Über das Sprachenproblem und die Verteilung der Sprachen auf Papua-Neuguinea siehe „Encyclopaedia of Papua and New Guinea, Hrsg. Peter Ryan, Melbourne 1972, 2 Bände (mit fortlaufender Zählung) und Registerband. Artikel Languages (A. Caoell).

[39] Volapük war eine von dem katholischen Pfarrer Johann Martin Schleyer (1831-1912) auf der Basis des gesprochenen Englisch geschaffene Kunstsprache. Sie war gedacht als Weltsprache. Sie erreichte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts eine gewisse Verbreitung. - Das Verlangen nach einer Weltsprache führte von Zeit zu Zeit zu neuen Versuchen. Bekannter als Volapük wurde Esperanto. - P. W. Schmidt hielt in St. Gabriel im Sommersemester 1897 Übungen in Volapük ab. Kraus, Johann, Verzeichnis der Lehrfächer in St. Gabriel von Herbst 1889 bis Sommer 1960, in: Verbum 3, 1961, 174-183, hier p. 183.

[40] AJ an Limbrock/Neuguinea, Hagen, Bahnhof, 18. Juni und Steyl, 25. Juni 1896, 34.177f.

[41] AJ an Wegener, St. Gabriel, 30. September 1902, 15.214-219.

[42] AJ an Tollinger/Brasilien, Steyl, 16. April 1901, 57.593.

[43] AJ an Tollinger/Brasilien, Steyl, 16. April 1901, 57.593.

[44] AJ an Tollinger/Brasilien, Steyl, 15. April 1901, 64.743.

[45] AJ an die Patres in Copiapó/Chile, Steyl, 24. Januar 1906, 29.244-246.

[46] AJ an Jos. Schmid/Brasilien, Steyl, 29. April 1904, 58.014.

[47] AJ an Jos. Schmid/Brasilien, St. Gabriel, 14. Juni 1904, 58.015.

[48] AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 21. November 1904, 29.233f, 29.107f, 55.689f.

[49] AJ an alle Patres und Brüder/China, Steyl, 15. Dezember 1903, 29.820f (Beilage).

[50] AJ an Limbrock/Neuguinea, Steyl, 16. November 1899, 34.183.

[51] AJ an F. Müller, Bischofshofen, 23. Juli 1908, 33.373.

[52] AJ an Söger/Chile, St. Gabriel, 23. Mai 1908, 64.500/1.

[53] AJ an Anzer/China, Steyl, 12. März 1896, 29.696-698.

[54] AJ an Freinademetz/China, Steyl, 26. November 1903 I., 29.411f.

[55] AJ an Freinademetz/China, St. Gabriel, 4. April 1905, 110.452f.

[56] AJ an Freinademetz/China, St. Gabriel, 23. Februar 1906, 110.468f.

[57] Bearbeitungen des Themas nach 1900: AJ an Colling, St. Gabriel, 31. März 1900, 55.448; Regeln für die Entlassung einer Postulantin oder Novizin, Steyl, 10. April 1901, 22.201-203; Bemerkungen über die Beförderung in der Genossenschaft der Dienerinnen des Hl. Geistes in Argentinien, St. Gabriel, 19. Januar 1902, 82.700-702. - Ferner: AJ an Peil/USA, St. Gabriel, 31. Januar 1902, 68.082; AJ an Blum, St. Gabriel, 17. April 1902, 68.083; AJ an Blum, St. Gabriel, 31. Mai 1902, 68.093; AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 6. Juli 1906, 69.183: ‚Quid ante promotionem Fratrum ad vota perpetua’; Anweisung für das Verfahren bei Beförderungen, Steyl, 18. November 1906, 11.359-363 (publiziert in: P. Arnold Janssen und P. Josef Freinademetz. Briefwechsel 1904-1907, Korrespondenz zwischen zwei Seligen, hrsg. von Richard Hartwich, Rom 1978, Brief 98); AJ ‚An die hochwürdigen Oberen der Gesellschaft in Europa und in den Missionen. Ermahnungen vom 3. Dezember 1907 über die Vorsicht in Aufnahme und Beförderung’, Steyl, 3. Dezember 1907, 70.814-817 (publiziert durch Generalsuperior Blum in: Nuntius I, 124-126, Juli 1911); ein Promemoria über die praktische Handhabung der Beförderung, ohne Datumangabe, 70.812f (Bleistiftnotiz von AJ: ‚Nicht abgeschickt’).

[58] AJ ‚An die hochwürdigen Oberen der Gesellschaft in Europa und in den Missionen. Ermahnungen vom 3. Dezember 1907 über die Vorsicht in Aufnahme und Beförderung’, Steyl, 3. Dezember 1907, 70.814-817 (publiziert durch Generalsuperior Blum in: Nuntius I, 124-126, Juli 1911).

[59] Gier an Sebastian Wurst, Steyl, 2. Juni 1928, Ordner 27.

[60] Grendel an Berthold Frieß, Rom, 3. Januar 1934, Ordner 171a.

[61] AJ an Colling/Argentinien, St. Gabriel, 31. März 1900, 55.448.

[62] Colling an AJ, Paraná, 13. Feb. 1900, 25.554-575, (hier: -563f): „Dann möchte ich bitten, die Aufnahme und Beförderung nicht zu sehr abhängig zu machen von Steyl. [...] Die vielen Berichte machen bei der Entfernung etc. die Sache schwierig.“

[63] Regeln für die Entlassung einer Postulantin oder Novizin, Steyl, 10. April 1901, 22.201-203. - Das Schriftstück war kein allgemeines Rundschreiben, sondern war nur für Argentinien bestimmt.

[64] AJ an Sr. Josefa, St. Gabriel, 1. Juli 1901, TR XLI, 46.

[65] AJ an Sr. Josefa. St. Gabriel, 30. April 1902, TR XLI, 60-62.

[66] AJ an SSr. Josefa und Theresia, St. Gabriel, 13. Mai 1902, TR XLI, 63-65.

[67] AJ, Bemerkungen betr. die Beförderungen bei den Schwestern in Argentinien, St. Gabriel, 19. Januar 1902, 82.700-702.

[68] AJ „An die hochwürdigen Oberen der Gesellschaft in Europa und in den Missionen. Ermahnungen vom 3. Dezember 1907 über die Vorsicht in Aufnahme und Beförderung“, Steyl, 3. Dezember 1907, 70.814-817. Siehe Anm. 59.

[69] Steyl 1875, Heiligkreuz/Schlesien 1892, St. Wendel/Saarland 1898 und St. Rupert/Bischofshofen 1904.

[70] 50.275: Instruktions-Konzepte für Präfekten und Lehrer.

[71] 70.699 - 70.820: Disziplin, allgemein.

[72] 70.821 - 71.032: Unterricht, Konferenzen, Referate, Protokolle.

[73] Blum, Tagebuch, 29. Juli 1902.

[74] Josef Kehrein (1808-76) hatte kurz vor seinem Tod die Schrift „Handbuch der Erziehung und des Unterrichts„ vollendet. Sie erschien 1876 nach seinem Tod. Die späteren Auflagen mit dem Titel „Handbuch für Erziehung und Unterricht„ besorgte sein Freund Adam Keller (1839-1911). Lexikon der Pädagogik, Band II., Freiburg 1913, Sp. 1158-1163.

[75] a. d. Heide an AJ, Steyl, 12. Juni 1902, 71.703.

[76] AJ an Simeoni, Steyl, 8. Juni 1888, Archiv der Propaganda/Rom SC Indie Orientali, 1888, vol. 33, fol. 442-444, Prot.-Nr. 2415; AG-SVD 133.099-102 (Foto aus APF), 90.039 Kladde.

[77] AJ, Priesterkonferenz im Lehrerseminar, 20. März 1905, 28.851.

[78] Priesterkonferenzen, 50.046, p. 94-95. Abschiedsrede: Konferenzvortrag an die hochwürdigen Priester von St. Gabriel, Freitag den 19. und Montag den 22. Juni 1908. Reinschrift: 15.814-823. Die Rede wurde mit Anpassungen an die Situation auch in St. Wendel gehalten.

[79] AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 18. Februar 1901, 55.505: „Der Franzose sagt: ‘Gouverner c'est prévoir.’ [Regieren heißt vorausschauen] Diese Voraussicht kann natürlich nicht zu weit vorauseilen, aber darf auch nicht hinter den Bedürfnissen zurückbleiben.“ Das Wort wird wiederholt: AJ an Limbrock/Neuguinea, St. Gabriel, 7. Juli 1900, 34.226f; AJ an Limbrock/Neuguinea, Steyl, 7. Dezember 1902, 34.293-295; AJ an J. Schmid/Brasilien, St. Gabriel, 16. März 1908, 58.053.

[80] AJ an Wegener, St. Gabriel, 30. September 1902, 15.214-219.

[81] AJ an Colling/Argentinien, Steyl, 13.-15. August 1900, 55.041.

[82] AJ an Vilsterman/China, Steyl, 10. September 1905, 110.634f.

[83] AJ an die Superioren in den Missionen, St. Gabriel, 14. April 1906, 28.441, 71.706.

[84] Worte bewegen, Beispiele reißen mit. - Normalerweise lautet das Sprichwort: Verba Dozent, ... Worte belehren. - Die Herkunft des Sprichwortes ist unbekannt.

[85] Colling an AJ, Buenos Aires, 18. Dezember 1901, 55.595-601 (hier: -598f).

[86] Bodems an AJ, Juiz de Fora, 1.-4. Mai 1902, 10.251-306 (hier: -297f).

[87] Köster an AJ, Juiz de Fora, 14. Dezember 1902, 57.103.

[88] Zwei Beispiele seien noch angeführt: AJ an die Superioren in den Missionen, St. Gabriel, 14. April 1906, 71.706: Über die richtige Einführung der Neupriester. Und AJ an den Generalrat, Steyl, 14. Juli 1906, 71.710: Klagen aus der Mission über mangelhafte Erziehung der Priester.

[89] 50.054. - Dazu gehören noch einige lose Blätter, die vom 6. April 1894 und aus dem Jahr 1906 stammen: 50.054/a.

[90] 50.054, hier S. 106 rückwärtige Zählung.

[91] 50.054/a, ohne Datum, da der Briefkopf abgeschnitten wurde, aber höchstwahrscheinlich 1906 wegen der Aussage: „Ich zähle jetzt schon mehr als 68 Jahre.“

[92] Grendel an Kappenberg, Rom, 11. Januar 1940, Ordner 141b.

[93] AJ an Grüter/Chile, Steyl, 14. November 1904, 69.889.

[94] AJ an die Patres und Brüder in Süd-Shantung, Steyl, 31. Januar 1901, 110.166-170, 11.294-297.

[95] AJ an Limbrock/Neuguinea, Steyl, 25. Dezember 1903, 35.128.

[96] AJ an Limbrock/Neuguinea, Steyl, 2. Juni 1897, 34.180.

[97] AJ an Limbrock/Neuguinea, Steyl, 12. Februar 1897, 34.180.

[98] AJ an Limbrock/Neuguinea, St. Wendel, 12. Januar 1900, 34.217f. - Vgl. AJ an Limbrock, Heiligkreuz, 21. April 1906, 34.375-377: „Sie haben große Fähigkeit darin, wenn Sie wollen, etwas recht kräftig und auch derb zu sagen; aber glauben Sie nicht, daß das immer nach dem Geiste Jesu Christi ist.“

[99] Arnold Janssen, Exerzitien, hrsg. von A. Rohner, p. 116.

[100] Ein Gedanke, der in allen Regeln außer der von 1905 aufscheint: Co 1885S/145; 1891/45; 1898/48; 1910/139; 1922/145; 1944/145.

[101] AJ an Br. Eustachius, Steyl, 4. Juni 1892, 63.030.

[102] AJ an alle Patres und Brüder/China, Steyl, 1903 Dezember 15, 29.818f (Brief an alle), 29.820f (Beilage), 93.130f (Brief an alle).

[103] AJ an Baur/Brasilien, Steyl, 23. Dezember 1904, 62.544.

[104] P. Gerhard Rademan. (1851-1904). Er stammte aus der Diözese Utrecht. Eintritt 1877. Priesterweihe 1889. Er war Lehrer in Steyl. - Sr. Anna (Theresia) Sicke. Nachruf: SMB 32, 1904/05, 46.

[105] AJ an Nies, Röser, Naegler, Peulen, Weig, Volpert und Henle, Steyl, 28. Mai 1897, 67.698.

[106] AJ an Freinademetz/China, Bischofshofen, 1905 Juli 25 I., 110.454f.

[107] AJ an Erlemann/China, Bischofshofen, 9. Juni 1907, 62.986.

[108] AJ an Vilsterman/China, St. Gabriel, 30. April 1908, 110.530.

[109] Rom 8, 28.

[110] AJ an Blum, Wegener, a. d. Heide, St. Gabriel, 9. Februar 1907. 20.438f.

[111] Arnold Janssen, Exerzitien, hrsg. von Rohner, p. 41. – Siehe Stichwort „Tod“ p. 847.

[112] Die Vortragstätigkeit P. Arnold Janssens. Zweiter Teil: Ansprachen und Predigten, Rom 1976 (= Analecta SVD-31), hrsg. von A. Rohner, p. 799.

[113] Arnold Janssen, Exerzitien, hrsg. von Rohner, p. 337.

[114] Arnold Janssen, Exerzitien, hrsg. von Rohner, p. 50.

[115] AJ an Blum, St. Gabriel, 31. Mai 1902, TR XX, 160.

[116] AJ an Freinademetz/China, St. Wendel, 1903 Oktober 2, 29.402f Ms, 110.272f.

[117] AJ an Br. Michael/USA, St. Gabriel, 1904 Juni 22, 64.011.

[118] AJ an P. Peil/USA, Steyl, 1908 Oktober 8, 64.161.

[119] Andreas Falkner SJ an Matthias Schager SVD, Frankfurt a.M. 1. Juli 1993): Das „genannte Ignatius-Wort ist in der ersten offiziellen Biographie des hl. Ignatius überliefert, die Pedro de Ribadeneyra im Auftrag des Generaloberen Francisco de Borja zu verfassen begonnen hatte.“ Das Manuskript war 1578 fertig. „Ende 1583 wurde die Biographie veröffentlicht.“ Die kritische Ausgabe liegt vor in Monumenta Historica SI, vol 93. Hier p. 94: Heu quam sordet terra, cum coelum aspicio; p. 95: Ay, quán vil baxa me parece la tierra, quando miro al cielo. - Die Tradition der Jesuiten in Rom setzt das Wort in Zusammenhang mit einer zugemauerten Tür im Sterbezimmer des Heiligen. Die Nische wurde dann etwa 1605 mit dem Siegel der Gesellschaft geschmückt.

[120] AJ an Henninghaus/China, Steyl, 1908 November 13, 29.910-912.

[121] Vgl. Rut 1, 13.

[122] Johann Kraus, Ein Jesuit als Initiator des Steyler Lyzeums, in: Verbum 8, 1966, 12-31.

[123] AJ an Langenstein/Chile, Steyl, 11. Februar 1904, 56.505.

[124] AJ an Peil/USA, St. Wendel, 10. Februar 1900, 38.473. - Den Salesianern war auch zuerst das Angebot gemacht worden, auf der Farm in Shermerville die gewünschte Industrieschule zu eröffnen. Da sie aber erst in etwa fünf Jahren hätten anfangen können, wurde das Angebot an die SVD gestellt. - Peil an AJ, Shermerville, IL, 18. März 1900, 38.413f: „Die Salesianer haben bis jetzt in Nord-Amerika noch kein Haus, soviel ich weiß. Nur 2 Patres haben sie in San Franzisco.“ Er, Peil, habe Beckert mehrere Industrieschulen gezeigt, vor allem die der La-Salle-Brüder.

[125] AJ an Colling/Argentinien, Grüter, Albers, Langenstein, Wilde und Kaufhold/Chile, St. Gabriel, 6. Juli 1901, 56.766.

[126] AJ an Colling/Argentinien und Grüter/Chile, St. Gabriel, 2. August 1901, 29.204f.

[127] Priesterkonferenzen, 50.046, p. 94-95. Abschiedsrede: Konferenzvortrag an die hochwürdigen Priester von St. Gabriel, Freitag den 19. und Montag den 22. Juni 1908. Reinschrift: 15.814-823. Die Rede wurde mit Anpassungen an die Situation auch in St. Wendel gehalten. - Bemerkung von Arnold Janssen in 50.046, p. 94: „Der Inhalt der Vorträge vom Freitag 19.6. und Montag 22.6. steht auf zwei mit der Maschine beschriebenen Blättern. P. Reidick [der Regional von Europa] verlas dieselben zum größten Teile in meiner Gegenwart.“ Das wird von a. d. Heide, Chronologie der Vorträge, 50.115, bestätigt. – Albert Rohner, Die Priester-Konferenzen A. Janssens, Rom 1980, p. 143 kannte nur den handgeschriebenen Entwurf für die erste Konferenz. – Fritz Bornemann, Nachrichten über Krankheit und Tod unseres Stifters, Rom 1969, p. 14 dürfte eigentlich bei der Länge des Textes nicht von einem „kurzen Wort“ sprechen. - Priesterkonferenz am 19. Juni 1908, 15.814f; Fortsetzung am 22. Juni 1908, 15.820-823. - AJ, Anrede an die Bewohner des Missionshauses St. Rupert bei der Namenstagsfeier am 19. Juli 1908, 20.483f.

[128] So in AJ an Freinademetz, Steyl, 28. Dezember 1904 II., 110.446‑448; AJ an Henninghaus, Steyl, 7. Februar 1905, 29.880f; AJ an Freinademetz, Bischofshofen, 25. Juli 1905 II., 110.458f.

[129] Köster an AJ, Juiz de Fora, 2. Januar 1902, 57.089.

[130] Köster an AJ, Petrópolis, 23. August 1902, 57.093.

[131] AJ an Freinademetz/China, St. Gabriel, 24. April 1902, 24.843f.

[132] Colling an Arnold Janssen, Buenos Aires 29. Mai 1901, 55.845f: In Victoria-Entre Rios hätten die Benediktiner eine Ackerbauschule eröffnet, „zu der die National-Regierung ein großes Stück Land geschenkt, vierzig Studienplätze für interne Schüler gestiftet und eine ziemliche Unterstützung gewährt hat. Allerdings fingen dieselben die Sache auch im großen Maßstab an: gleich 10 Patres und 20 Brüdern“.

[133] AJ an Colling/Argentinien, St. Wendel, 20. November 1901, 55.593.

[134] AJ, 50.279, p. 50-64.

[135] AJ an die Patres und Brüder in Argentinien und Brasilien, St. Wendel, 3. Dezember 1901, 10.177-179. - AJ ließ den sehr ausführlichen Auszug aus den „Regulae visitatoris“ der Lazaristen kopieren, 10.078-112, und schlug die Regel den Generalräten vor mit Brief: AJ an die Generalräte, St. Wendel, 2. Dezember 1901, 28.461-463.

[136] AJ an Colling/Argentinien, St. Gabriel, 13. Juni 1903, 55.642.

[137] Kaufhold an AJ, La Serena, 16. Sept. 1904, 56.594.

[138] AJ an Grüter/Chile, Steyl, 30. September 1905, 70.007.

[139] AJ an Freinademetz/China, Steyl, 30. Oktober und 1. November 1901, 110.233-237.

[140] AJ an Colling/Argentinien, St. Wendel, 20. November 1901, 55.593.

[141] Bodems an AJ, Buenos Aires, 9. Mai 1903, 10.625-630 (hier: -629): „In Palermo [Stadtteil von Buenos Aires] haben unsere Patres einen gewaltigen Gegner in dem Laien Morris, einem protestantischen Nordamerikaner, der geradezu großartig wirkt, i.e. auf dem Gebiet der Schulen; er hat in seinen Schulen jetzt schon (seit 1898 ist er tätig) 2.500 Kinder.“

[142] Lk 1, 71 zitiert in AJ an Tollinger/Brasilien, St. Gabriel, 20. Februar 1900, 57.007; AJ an Becher/Argentinien, Steyl, 10. August 1906, 56.056; AJ an Limbrock/Neuguinea, Heiligkreuz, 21. April 1906, 34.375-377. - Es wird aber hier der Schriftstelle der ganz falsche Sinn unterlegt, als ob Heil und Rettung durch die Feinde käme. Der eigentliche Gedanke, den AJ ausdrücken wollte, ist, daß manchmal auch die Feinde und Gegner uns mit ihrer Kritik zu Selbsterkenntnis und Besserung verhelfen. - Vgl. Augustinus, Bekenntnisse IX, 8: „Wie oft schmeichelnde Freunde verderben, so bessern uns oft schmähende Feinde.“